Aufbruchsignal:Gemeinsam statt einsam

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Die Freunde des Hauses der Kunst stehen vor einem Neubeginn: Mit der Wahl eines neuen Vorstandes ist der erste Schritt getan

Von Evelyn Vogel, München

Die Gesellschaft "Freunde Haus der Kunst" hat einen neuen Vorstand und richtet sich neu aus. Bei der Mitgliederversammlung am Montagabend trat das bisherige Gremium, mit dessen inhaltlicher Arbeit Unzufriedenheit herrschte, geschlossen zurück und ebnete den Weg für vorgezogene Neuwahlen. Der Freundeskreis ist neben dem Freistaat Bayern und dem Künstlerverbund im Haus der Kunst Hauptgesellschafter des Ausstellungshauses, das zuletzt arg gebeutelt wurde. Das Haus hat finanzielle Probleme, ist nach dem Rückzug von Okwui Enwezor im Sommer auf der Suche nach einem künstlerischen Leiter und steht vor einer umfassenden Sanierung und einer damit verbundenen möglichen mehrjährigen Schließung.

An der Spitze des neuen Vorstandes, der insgesamt kunstaffiner ist als der bisherige, stehen zwei Frauen: die Kunsthistorikerin, Autorin und Journalistin Silvia Langen und die Sammlerin Elisabeth Lörcher. Außerdem gehören dazu: der Designer und Classicon-Chef Oliver Holy als Schriftführer sowie der Euroboden-Gründer und Betreiber des Kunstraums BNKR, Stefan Höglmaier, der vorübergehend als Schatzmeister fungiert, bis im Februar der Vermögensverwalter Jens Spudy den Vorstand erweitert und dieses Amt übernimmt. Für welche Aufgabe Höglmaier dann vorgesehen ist, ist noch unklar, er soll jedoch in jedem Fall im Vorstand bleiben, den man von vier auf sechs Personen erweitern will.

Silvia Langen, die vor einigen Jahren schon im Vorstand der Freunde war, zuletzt aber dem Verein ganz den Rücken gekehrt hatte, betonte nach ihrer Wahl, dass der neue Vorstand verstärkt mit dem Kuratorium und den Jungen Freunden des Hauses der Kunst zusammenarbeiten wolle. Ziel sei es, den Freundeskreis weiter fest in München zu verankern, ihn neuen, insbesondere jüngeren Kreisen zu öffnen, ihn aber gleichzeitig international stärker zu vernetzen. Über die Herausforderungen macht sie sich keine Illusionen: "In den momentan alles andere als einfachen Zeiten braucht das Haus mehr denn je finanziellen und ideellen Beistand. Wir möchten zu den Bemühungen des Hauses beitragen, ohne große Verzögerung eine künstlerische Direktion von internationalem Renommee zu gewinnen und deren inhaltliche Unabhängigkeit gewähren zu können."

Das dem Vorstand beigeordnete Kuratorium soll in Zukunft eine deutlich gestärkte Position erhalten. Ihm gehören unter anderem an: die Kunsthistorikerin Anja Kaehny, Christie's-Chef Dirk Boll, der Kurator Till Fellrath, der Leiter des BMW-Kulturengagements Thomas Girst, die Sammlerin und Juristin Anja Ottmann, die Unternehmerin Heinke Hagemann und die Architektin Irmin Rodenstock Beck. Auch hier soll es eine Erweiterung des Gremiums geben.

Nach Angaben von Mitgliedern verlief die Versammlung "wunderbar gelassen und ruhig". Im Vorhinein war mit einem turbulenten Abend gerechnet worden, denn an der Basis hat es seit Monaten rumort. Doch nach der Rücktrittserklärung von Friedrich-Michael Barnick, Alexandra Kapusta, Philippe Litzka und Millan Rubinger einigte man sich darauf, nicht weiter in der Vergangenheit zu wühlen und stattdessen nach vorne zu blicken. Von einem "fulminanten Neubeginn" war am Tag danach die Rede. Eine "ungeheure Power" sei zu spüren gewesen. Gemeinsam wolle man "ein neues Kapitel aufschlagen".

Ein Grund für die spürbar euphorische Stimmung scheint zu sein, dass man dem neuen Vorstand eine deutlich höhere künstlerische Kompetenz und Teamfähigkeit zutraut. Von neuen Arbeitsgruppen ist die Rede, von gemeinsamen statt einsamen Entscheidungen. Silvia Langen interpretiert dies über die eigene Institution hinaus: "München ist nicht New York oder London. Deshalb müssen hier die vorhandenen Kräfte gebündelt werden. Das heißt, wir sehen uns nicht in einer Konkurrenzrolle mit den anderen Münchner Ausstellungshäusern, sondern wollen vielmehr gemeinsam mit ihnen den Kunststandort München stärken."

Auch dass viele derjenigen, die international gut vernetzt sind, sich nun neu oder erneut engagieren wollen, wurde als Zeichen des Neubeginns interpretiert. Um das zu ermöglichen, wurde zudem eine Satzungsänderung beschlossen. Denn um ein Amt bei den Freunden des Hauses der Kunst zu bekleiden, muss man mindestens ein Jahr Mitglied sein. Das soll nun auch rückwirkend angerechnet werden. Silvia Langen ist sich sicher, dass der Aufbruch in die neue Ära gelingen wird: "Wir alle brennen für die Kunst. Diesen Spirit wollen wir in den Mittelpunkt stellen."

© SZ vom 14.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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