Auf Wahl-Fang:Ente gut, alles gut

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Er hat ein knallrotes Gummitier, eigentlich sogar mehr: Bernhard Goodwin. (Foto: Catherina Hess)

Wie die Bundestagskandidaten um Stimmen werben. Heute: Das Entenrennen

Von Dominik Hutter

Schwimmen können sie. Gut, manche lassen den Kopf schlaff ins Wasser hängen und treiben ziemlich ziellos dahin. Aber letztlich kommen sämtliche Gummienten wohlbehalten an dem aus zwei Holzlatten gefertigten Zieleinlauf auf Höhe des Pasinger Karlsgymnasiums an. Dort steht schon Bernhard Goodwin bereit - der Mann, der die Schar zuvor aus einem Waschkorb ins Wasser geworfen hat. Zum Entenrennen. Dem Sieger winkt ein Gutschein fürs Westbad, überreicht mit dem ziemlich sozialdemokratischen Spruch: "Ein Hoch auf die kommunale Daseinsvorsorge".

Wahlkampf kann eben auch im Wasser stattfinden. Goodwin, der für die SPD im Münchner Westen kandidiert, will mit der Aktion darauf hinweisen, wie wichtig Schwimmunterricht ist und dass es nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen darf, ob ein Kind sich gut über Wasser halten kann. So die hochoffizielle Motivation. Ganz nebenbei aber eignet sich das Entenrennen auf der Würm auch ganz vorzüglich für den Wahlkampf. "Es geht darum, möglichst vielen Menschen zu begegnen", sagt der 38-jährige Kommunikationswissenschaftler über den Endspurt vor der Bundestagswahl. Beim Entenrennen klappt das ganz gut. Pasinger Genossen sind da, viele Eltern mit ihren Kindern, und auch die Gewerkschaft der Polizei nimmt mit eigenen uniformierten Gummitieren an dem Kräftemessen über 200 Meter teil. Ein Helfer verhindert per Stocherstecken, dass sich die überwiegend roten Wettkämpfer im Ufergebüsch verhaken. Die Enten konnten zuvor in einem SPD-Büro abgeholt oder - einfacher - direkt an der Würm entgegengenommen werden.

Goodwin, von Beruf Geschäftsführer des Uni-Instituts für Kommunikationsforschung, hat sich für die letzten Wahlkampfwochen Urlaub genommen und verteilt nahezu jeden Tag an Haltestellen seine Flugblätter. Dazu kommt der Haustür-Wahlkampf, den diesmal auffallend viele Kandidaten auf der Agenda haben. Goodwins Aufgabe ist nicht leicht: Der freundliche Mann mit Bart muss im tiefschwarzen Münchner Westen das Direktmandat holen, um in Berlin mitreden zu dürfen - auf der Liste belegt er Rang 43, was selbst für unverbesserliche Optimisten als nahezu unknackbare Nuss gilt.

Zu den wichtigsten Themen des früheren Pressesprechers der Münchner SPD zählen bezahlbare Mieten, soziale Gerechtigkeit bei Einkommen und Renten, gleiche Löhne für Männer und Frauen, Europa sowie Bildung. Zudem müsse man dem Ärztemangel im Großraum München entgegenwirken, sagt Bernhard Goodwin augenzwinkernd. Es ist als Wahlkampfgag gemeint. Goodwins Hauptkonkurrent im Münchner Westen, Stephan Pilsinger von der CSU, arbeitet als Arzt im Klinikum Landshut.

© SZ vom 12.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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