Auf dem Viktualienmarkt:Kunstwerke aus Sauerteig

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Christin und Darja (v. l.) von der Bäckerei BrotZeit aus Grünwald zeigen ihre Teig-Kreationen. (Foto: Stephan Rumpf)

Pfundskerllaibe und Rogg 'n'Rolls: Elf Bäckereien beim 1. Münchner Brotmarkt

Von Franz Kotteder

Was macht ein Bürgermeister, wenn ihm jemand einen Korb gibt? "Den nehme ich mit ins Büro", sagt Josef Schmid (CSU), "das meiste verteile ich dort. Und ein bissl was ess' ich selber." Letzteres schiebt er natürlich noch nach - nicht, dass nachher noch die ganze Innung beleidigt ist.

Eine halbe Stunde zuvor hat der Zweite Bürgermeister und städtische Wirtschaftsreferent nämlich einen stattlichen Brotkorb überreicht bekommen von Obermeister Heinz Hoffmann, dem Vorsitzenden der Bäckerinnung München und Landsberg. Zusammen mit dem Kommunalreferenten und Chef der städtischen Märkte, Axel Markwardt (SPD), haben die beiden gerade am offiziellen Tag des Brotes den "1. Münchner Brotmarkt" auf dem Viktualienmarkt eröffnet. Bis einschließlich Samstag kann man hier zwischen zehn und 19 Uhr täglich an elf Ständen elf verschiedene Bäckereien mit ihrem besonderen Brotangebot kennenlernen.

"Es hätte jeder Münchner Bäcker mitmachen dürfen", sagt Obermeister Hoffmann ein bisschen vorwurfsvoll an seine Kollegen gewandt, "aber getraut haben sich leider nur elf." Allzu viele Bäcker gibt es ohnehin nicht mehr in der Stadt, weshalb die Innung vor drei Jahren mit der von Landsberg fusionierte. "Als ich 1986 anfing", sagt Hoffmann, "gab es noch 300 Betriebe, heute sind es in der ganzen Innung nur noch 70." In München selbst gar nur noch 50, und jeden Tag gibt in Deutschland ein Bäcker seinen Betrieb auf. Die Großbäckereien haben längst den Job übernommen, die Bevölkerung mit Backwaren zu versorgen. 62 Kilo Brot sind es pro Haushalt im Jahr, weiß der Wirtschaftsreferent Schmid.

Grund genug also, "das Bäckerhandwerk als eines der traditionsreichsten Handwerkberufe überhaupt" (Schmid) auf dem Viktualienmarkt zu präsentieren. Bereits seit dem 12. Jahrhundert gibt es Bäckerzünfte in München, die Innung wurde 1884 im Rathaus gegründet.

Insgesamt gibt es an die 3200 verschiedene Brotsorten in Deutschland, heißt es. Ganz so viele findet man selbst auf dem Viktualienmarkt nicht, aber jeder der elf Bäcker hat bis zu zehn verschiedene Sorten dabei. Die junge, erst 2011 gegründete Lokalbäckerei Brotzeit aus Grünwald beispielsweise ihre biozertifizierten Braumeister- und Pfundskerllaibe, die Moosacher Bäckerei Ziegler das "Zehntner Brot" und die "Rogg 'n'Rolls", der Bäckermeister Wimmer aus Schwabing seinen Schwabinger Naturlaib, den Pugliesestab und das Isargold. Allein das ist schon mal mehr, als in den Brotkorb für den Bürgermeister gepasst hat.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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