Attraktion Oktoberfest:Es bleibt dabei - nur Münchner Bier

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Beim Oktoberfest 2007 herrscht ein Andrang wie selten zuvor. Eine Neuheit ist das älteste Karusell der Welt. Und das Bier kommt wie immer aus München.

Claudia Wessel

Wie wird sich wohl Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) fühlen, der zum letzten Mal in seiner Funktion als Landeschef die erste Maß aus der Hand des OB entgegennehmen darf? Im kommenden Jahr wird sein Nachfolger Günther Beckstein an seiner Stelle stehen.

Schon im vergangenen Jahr bekam Stoiber einen kleinen Vorgeschmack auf die Zeit ohne Ministerpräsidentenamt. Erstmals gab es 2006 beim Einmarsch mehr Applaus für Ude als für Stoiber. Und wie viele Schläge wird Oberbürgermeister Christian Ude am Samstag brauchen, wenn er um Punkt 12 Uhr das erste Fass der 174. Wiesn im Schottenhamel-Zelt anzapft und den stolzen Ruf "Ozapft is" ausstößt?

Das Festgelände erstreckt sich heuer als "Große Wiesn" (weil das Zentrale Landwirtschaftsfest dieses Jahr nicht auf der Wiesn stattfindet) über eine Fläche von 31 Hektar. 624 Betriebe wurden zugelassen, darunter 77 gastronomische Betriebe, 229 Schausteller, 315 städtische Verkaufseinrichtungen.

Insgesamt sind rund 12.000 Personen auf dem Oktoberfest beschäftigt. In den 14 großen Festhallen mit zusammen über 100.000 Sitzplätzen wird das spezielle Oktoberfestbier der sechs Münchner Großbrauereien Augustiner, Hacker-Pschorr, Löwenbräu, Paulaner, Spaten und Staatliches Hofbräuhaus ausgeschänkt.

Absage an auswärtige Brauereien

Einer Zulassung von auswärtigen Brauereien erteilte Ude vor Festbeginn erneut eine deutliche Absage. Es gehe ja nicht nur um die eine Brauerei aus dem Umland, sagte er in Bezug auf die zur Wiesn drängende Schlossbrauerei Kaltenberg, sondern um eine Grundsatzfrage. Gebe man die Beschränkung auf Münchner Brauereien auf, seien praktisch alle europäischen Brauereien im Rennen.

Mehr als 150 Fahr-, Schau- und Belustigungsgeschäfte laden die Besucher ein, sich zu vergnügen. Neu sind unter anderem der Höllenblitz, eine Indoor-Achterbahn im Dunkeln, und der Pemperlprater, "das älteste Karussell der Welt", wie Tourismuschefin Gabriele Weishäupl verrät. Es stammt aus dem Jahr 1830 und besteht aus handgeschnitzten Pferdchen. Zu finden ist es im Familien-Platzl.

Vor dem großen Ereignis in der Anzapfboxe im Schottenhamel steht am Samstag der Einzug der Wiesn-Wirte. Um 10.45 Uhr starten die Brauerei-Gespanne in der Sonnenstraße und ziehen aufs Festgelände. Der Trachten- und Schützenzug mit insgesamt 8.512 Teilnehmern aus aller Welt marschiert am Sonntag um 10 Uhr in der Maximilianstraße los. Unter anderem 3.957 Musiker, 796 Sportschützen und 414 Gebirgsschützen legen zu Fuß den zweistündigen Weg zur Wiesn zurück.

Das Schottenhamel-Zelt begeht heuer übrigens ein kleines Jubiläum. Seit genau 140 Jahren steht es auf der Wiesn und befindet sich seither immer im Besitz der Familie. Michael Schottenhamel, Urgroßvater der heutigen Betreiber, der Vettern Christian und Peter Schottenhamel, hatte seinerzeit gerade mal 40 Sitzplätze zu bieten. Die Brotzeit durfte mitgebracht werden, Hendl konnte man sich vor Ort braten lassen, am Abend erleuchtete Kerzenlicht das Zelt.

Der Bürgermeister hängt am Wagen

1908 wurde das Schottenhamel als erstes Zelt stark erweitert. 8.000 Personen fasste es seinerzeit, was den Rektor der Universität dazu inspirierte, seine Vorlesungen dort abzuhalten. Seither ist es traditionell das Lieblingszelt der Studentenverbindungen.

Wie es überhaupt zum Anzapf-Ritual im Schottenhamel kam, schilderte Peter Schottenhamel. 1951 beim Einzug der Wiesnwirte sei der damalige Oberbürgermeister Thomas Wimmer auf den Wagen der Familie Schottenhamel gesprungen und eine Weile halb daran hängend mitgefahren. Wirt Michael Schottenhamel bat ihn, doch aufzusteigen.

Während der Fahrt unterhielt man sich. Wimmer fragte, wie das denn nun weitergehe. Er werde ins Zelt gehen und das erste Fass anzapfen, erklärte Schottenhamel. Wimmer war sehr neugierig. So durfte er sich mit dem Anzapfen versuchen, auch wenn er, wie auf Seite 53 beschrieben, beim ersten Mal 19 Schläge gebraucht haben soll.

Und so entstand das Ritual, dass der Münchner Oberbürgermeister das Oktoberfest eröffnet, inzwischen natürlich medienträchtig begleitet unter anderem vom Bayerischen Fernsehen und dessen Moderator Christoph Deumling, der das Ganze möglichst intelligent kommentiert.

© SZ vom 22.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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