Asbestbelastung:Vom Regen in die Traufe

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Dem Theater Undsofort droht nach einem Wasserschaden das Aus

Von Egbert Tholl, München

Vor etwa 30 Jahren gab es ein gemeinsames Plakat der freien Theater in München, es hing an Litfaßsäulen, und wenn die Erinnerung nicht völlig trügt, waren darauf weit mehr als 20 Spielstätten versammelt. Mittlerweile gibt es nur noch acht vom Kulturreferat geförderte Spielstätten der freien Szene. Die Gründe für den Schwund sind vielfältig; sie mögen im sich wandelnden Geschmack des Publikums zu finden sein, hängen ursächlich aber auch zu einem gewissen Teil mit den Mieten in München und dem damit verbundenen Profitdenken zusammen. Und: Noch sind es acht Spielstätten. Vielleicht bald nur noch sieben.

Vor wenigen Monaten hat das TamS in Schwabing gerade noch den (versehentlichen) Abriss einer Wand überlebt, nun wird es aktuell für das Theater Undsofort in der Kurfürstenstraße 8 sehr eng. Seit 1976 gibt es dort im Keller zwischen Vorder- und Hinterhaus ein Theater. Viele Jahre lang betrieb dieses Jörg Maurer, 2009 übernahm Heiko Dietz die Spielstätte. Zuvor hatte er zehn Jahre lang sein Theater Undsofort in der Hans-Sachs-Straße betrieben, bis dieses einem inzwischen längst pleite gegangenen Luxus-Bio-Restaurant im Weg war. Jetzt ist der Spielort in der Hans-Sachs-Straße eine Wohnung, nichts erinnert mehr daran, dass dort seit Ende der Siebziger Jahre zunächst, vor dem Theater Undsofort, das Moderne Theater beheimatet gewesen war.

Die aktuelle Misere begann am Tag, an dem der Regen kam. Die Besitzerin des Hauses, mithin die Vermieterin von Dietz, musste den Hof sanieren, während der Bauarbeiten kamen die Sommerunwetter, der Regen flutete in den Keller und zerstörte die Bühne, die Tribüne und die gerade erst erneuerte Theaterelektrik. Das von der Vermieterin beauftragte Sanierungsunternehmen entdeckte dann im September Asbest im Keller. Asbest muss weg - und das Gewerbeaufsichtsamt verbot den Theaterbetrieb, der zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht möglich war.

Das Problem: Die Hausbesitzerin muss den Asbest so oder so entfernen. Schon mit dem Wasserschaden allein beliefen sich die prognostizierten Kosten auf etwa 100 000 Euro, mit Asbest wird es noch viel teurer. Also verlängerte sie den zum 31. März 2018 endenden Mietvertrag mit dem Theater nicht, denkt vielleicht nun eher daran, den Asbest rauszuräumen und den Keller einfach dicht zu machen, um weitere Kosten zu verhindern. Andererseits hat das Theater seit Anfang Juli keine Einnahmen mehr, was auch das Ende der mit ihm assoziierten Schauspielschule "Theaterraum" bedeutet, da etwa die Erlöse der Theaterbar die Miete für die Schulungsräume mitfinanzierten.

Die Miete für die Spielstätte war im Grunde fair, das Theater Undsofort erhält städtische Förderung. Letztlich bräuchte man nun lediglich jemanden, der die Kosten für den Wiederausbau des Kellers als Theater finanziert. Das könnte ein Verein sein, ein Mäzen oder auch das Kulturreferat der Stadt, als eine Art Sondernotfallhilfe, vorbei an allen bürokratischen Hürden. Denn irgendwo muss das Geld herkommen! Viele solche Theater hat München nicht mehr.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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