Antrag im Stadtrat:Ein Baum für jeden Toten

SPD will mit einem Hain an Opfer rechtsradikaler Gewalt erinnern

Die SPD im Rathaus will in München einen neuen Gedenkort für Opfer rechtsradikaler Gewalt einrichten. Dazu sollen in den Isarauen für jeden der 31 Menschen ein Baum gepflanzt werden, der beim Oktoberfestattentat, durch die Anschläge des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) und durch die Schüsse des Attentäters am Olympia-Einkaufszentrum getötet worden sind. In dem Hain könnte laut SPD-Fraktion auch weiterer Opfer von Neonazis mit einem Baum gedacht werden. Die Verwaltung solle entsprechende Fälle in München und deutschlandweit heraussuchen und prüfen. Am Eingang soll ein Schild mit allen Namen der Ermordeten stehen. Mit ihrem Vorstoß reagiert die SPD auf die Angriffe auf einen Gedenkort in Zwickau. Dort war Anfang Oktober ein Baum, der für das NSU-Opfer Enver Şimşek gepflanzt worden war, umgeschnitten worden. "Das Absägen ist ein symbolischer Akt nicht zu überbietender Menschenverachtung", heißt es im Antrag der Fraktion. Der Baum hätte ein Zeichen des Weiterlebens sein und den Angehörigen Trost spenden sollen. München als vormalige "Hauptstadt der Bewegung" und mit mehr als 20 Opfern durch den rechten Terror solle auf eine solche Attacke mit einer passenden Antwort reagieren, fordert die SPD. "Das schulden wir unserer Geschichte, unserem Selbstverständnis und den Opfern." Ein Hain des Gedenkens könnte zudem für andere Städte ein Anreiz sein, um sich mit ähnlichen Aktionen gegen das Vergessen einzusetzen.

© SZ vom 09.10.2019 / heff - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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