Anka Buljan:Von der Eisverkäuferin zur Fotografin

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Anka Buljan hat sich mit einem eigenen Laden selbstständig gemacht und bekommt dafür den Münchner Gründerpreis.

Malte Conradi

Auch als Kosmetikerin kann man sich die lebhafte Frau mit dem Kurzhaarschnitt gut vorstellen. Oder als Mitarbeiterin in einer Apotheke oder als Modeverkäuferin. Eigentlich in jedem Beruf, in dem man sich rasch Vertrauen erarbeiten und ein Stück weit in die Privatsphäre der Kunden eindringen muss. All diese Berufe hat Anka Buljan bereits ausgeübt, in allen hat sie sich wohl gefühlt und hatte mit ihrer direkten und freundlichen Art Erfolg. Doch Ende 2006 erfüllte sie sich ihren Lebenstraum: Sie arbeitet seitdem als Fotografin, nur ein Jahr später machte sie sich selbständig.

"Audrey Hepburns Enkelin" nennt eine Stammkundin sie: Anka Buljan erhält für ihren Unternehmergeist den Münchner Gründerpreis. (Foto: Foto: Robert Haas)

Für diesen Schritt erhielt Buljan nun einen der beiden mit 5000 Euro dotierten Münchner Gründerpreise, die die Stadtsparkasse jährlich vergibt. Der andere Preis ging an Denis Sisic, dessen OSB-AG mit Ingenieur- und IT-Dienstleistungen rasant wächst und innerhalb von sechs Jahren die Mitarbeiterzahl von fünf auf fast 400 gesteigert hat. Dass sowohl Buljan als auch Sisic Kreditnehmer der Sparkasse sind, ist kein Zufall. Nur Instituts-Kunden kommen für die Auszeichnung in Frage.

"Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erfordert Unternehmertum besonders viel Mut", sagte Sparkassen-Vorstand Adolf Strack bei der Preisverleihung. Mut beweist Buljan nicht erst seit Ausbruch der Wirtschaftskrise. Schon kurze Zeit nachdem sie im Alter von neun Jahren aus Kroatien zu ihren Eltern nach München gezogen war, reifte in ihr der Wunsch, Fotografin zu werden. "Ich habe die gesamte Verwandtschaft auf allen Familienfesten geknipst", erzählt die 38-Jährige. Doch nach der Schulzeit überredete ihre Mutter sie zu einer Ausbildung in der örtlichen Apotheke. Wenig später ging sie in einem Kosmetikstudio in die Lehre, dann kamen Jobs als Modeverkäuferin und als Datentypistin in einer Verrechnungsstelle, eine Arbeit, die Buljan zu einsam war.

Eine Zeitungsanzeige brachte sie auf die Idee mit dem Eisverkauf. Einen ganzen Sommer über betrieb sie ihren Stand auf der Bundesgartenschau. Während Freunde die Nase rümpften, genoss Buljan die Selbständigkeit. "Lächeln, die Menschen ansprechen, das hat richtig Spaß gemacht." Am Ende war ihr Stand von allen der ertragreichste.

Mit diesem Erfolg im Rücken fühlte Buljan sich reif, endlich die langersehnte Fotografenausbildung anzugehen. Auch beim "Chic Fotostudio" in den Riem-Arcaden bewarb sie sich. Der damalige Besitzer konnte ihr zwar keinen Ausbildungsplatz anbieten, war aber von den Fotos, die Buljan mitgebracht hatte, so begeistert, dass er ihr die Chance bot, als Fotografin bei ihm zu arbeiten - ohne Ausbildung. Als der Chef sich dann nur ein Jahr später zurückziehen wollte, bot er Buljan die Übernahme des Ladens an, obwohl andere Mitarbeiter schon länger bei ihm waren: "Er war der Meinung, ich könnte das packen." Buljan zögerte nicht und fand sich unverhofft am Ziel: als selbständige Fotografin mit vier Angestellten. Zunächst pachtete sie den kleinen Laden in der ersten Etage des Einkaufszentrums, vor einigen Wochen übernahm sie ihn dann ganz.

Andere Mieter in den Riem-Arcaden hört Buljan über die Wirtschaftskrise klagen, im Chic Fotostudio hingegen laufen die Geschäfte immer besser. Und auch um die Reiselust der Münchner kann es so schlecht nicht stehen: "Wir machen immer noch sehr viele Passbilder, gerade jetzt vor den Ferien", sagt sie. Eine Fotografen-Ausbildung hat Buljan zwar immer noch nicht, aber dafür ist sie ja Kosmetikerin. Ihr Können nutzt sie, um Kunden vor den Aufnahmen zu schminken: "Das kommt sehr gut an im Moment." So richtig als Chefin fühlt sie sich allerdings noch nicht: Noch immer sagt sie "wir", wenn sie über das Studio spricht. "Aber ich versuche, mir das abzugewöhnen."

© SZ vom 07.05.2009/dab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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