Angst vor "Heuschrecken":Initiative für günstige Mietwohnungen

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OB Ude appelliert an Firmen, ihre Bestände an das Bündnis und nicht an ,,Heuschrecken'' zu verkaufen.

Berthold Neff

Mit einem ,,Bündnis für Mietwohnungsbau'' will die Stadt günstigen Wohnraum langfristig sichern. OB Christian Ude appellierte an Münchner Firmen, ihren Wohnungsbestand nicht an Investoren zu veräußern, die nur eine hohe Rendite anstreben, sondern nur an solche Wohnungsbaufirmen, die sich in der neuen Initiative ihrer sozialen Verantwortung stellen.

Die Initiative will langfristig günstige Mietwohnungen erhalten. (Foto: Foto: dpa)

Die gestern im Rathaus vorgestellte Interessengemeinschaft von zehn Münchner Wohnungsbau-Unternehmen, deren Schirmherrschaft OB Christian Ude übernommen hat, will dazu beitragen, günstige Mietwohnungen langfristig zu erhalten.

Münchner Unternehmen, die noch Wohnungsbestände besitzen, sich davon aber trennen wollen, weil ihr Kerngeschäft ein anderes ist, sollten diese Wohnungen vorrangig den Mitgliedern dieser neuen Interessengemeinschaft anbieten, anstatt sich durch den Verkauf an private, nur an einer möglichst hohen Rendite interessierten Investoren einen kurzfristigen Vorteil zu sichern, sagte der Oberbürgermeister vor der Presse. Ude: ,,Wie stark es einem Unternehmen schaden kann, wenn soziale Verantwortung einfach durch Weiterverkäufe abgestreift werden soll, zeigt aktuell das Beispiel von Siemens und BenQ.''

Angst vor "Heuschrecken"

Ude befürchtet, dass zehntausende Münchner Mietwohnungen demnächst an so genannte Heuschrecken verkauft werden, wenn die Bundesregierung einer neuen Art von Immobilien-Anlagegesellschaften, den börsennotierten Real Estate Investments Trusts, auch den Wohnungsmarkt öffnet.

Ude zufolge müsste dann damit gerechnet werden, dass diese Anlagegesellschaften mit einem bundesweiten Aufwand von etwa zehn Milliarden Euro Wohnungsbestände aufkaufen. Diese Wohnungen seien für die Mieter verloren, weil die Investoren zur schnellen Erzielung hoher Renditen die Umwandlung in Eigentumswohnungen anstrebten. Aber selbst dann, wenn die (meist ausländischen) Investoren darauf verzichteten, erwarte die Mieter nichts Gutes: Mieten würden steigen, Service und Wohnumfeld verschlechterten sich.

Stadtbaurätin Christiane Thalgott sagte, die Stadt habe ein vitales Interesse daran, ,,dass die Eigentümerseite nicht zersplittert wird''. Nur mit starken Partnern, also großen Wohnungsbaugesellschaften, könne es gelingen, durch Verbesserung des Wohnumfelds ganze Stadtviertel zu sanieren.

Sie sagte, wenn sich Firmen zwar von ihren Werkswohnungen, nicht aber vom sozialen Frieden in ihren Unternehmen verabschieden wollten, sollten sie nicht an anonyme Investoren verkaufen, sondern an Unternehmen der Wohnungswirtschaft mit sozialer Verantwortung.

München wächst

Dazu zählt sie, ebenso wie OB Christian Ude, nicht nur die Wohnungsbaugesellschaften in städtischer oder sonstiger öffentlichen Hand wie GWG, Gewofag, Heimag, GWOS oder GBWAG, sondern auch Firmen wie die Bayerische Städte- und Wohnungsbau von Alfons Doblinger, die einst den Bestand der Neuen Heimat aufgekauft hat und nun ebenso wie die Heimbau Bayern, die Südhausbau oder die ZF Generalbau zu den Gründungsmitgliedern der Initiative gehört.

Ude sagte, für das Ende dieses Jahrzehnts werde die Nachfrage nach erschwinglichen Mietwohnungen steigen, weil München weiter wachse. Deshalb sei es wichtig, neue Mietwohnungen zu bauen, aber noch wichtiger, die bestehenden zu sichern. Zuletzt sei dies, mit städtischer Unterstützung, in einer Gemeinschaftsaktion von vier Wohnungsunternehmen und Genossenschaften beim Dankl-Block in Sendling gelungen, den Verkauf an Investoren zu verhindern.

Die neue Interessengemeinschaft sucht weitere Mitstreiter und präsentiert sich deswegen auch auf der städtischen Homepage (www.muenchen.de) unter der Rubrik ,,Stadtleben/Wohnen''.

© SZ vom 20.10.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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