Andere Städte, gleiches Problem:Überrollt

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Auch in Zürich und Amsterdam ist man nicht begeistert von der neuen Leihrad-Flut

Zürich

Auf einmal waren sie da. An jedem Fahrradständer stand Anfang Juli mindestens eins dieser gelben, weithin sichtbaren Velos, wie sie in der Schweiz genannt werden. Oft aber waren es auch fünf. Bei der Stadt war man überrascht. Die eigenen Initiativen für günstige Miet-Fahrräder zogen sich seit Jahren hin, irgendwann im Sommer 2018 soll eine neue dieser sorgsam geplanten Velo-Leih-Stationen eröffnen. Eine komplizierte Geschichte. Bei den gelben Velos aber ist alles ganz einfach. Man kann sie abstellen und abholen, wo man möchte, ein Jahresabo garantiert, dass man Zugriff auf hunderte Räder in Zürich hat. Die Stadt aber war alles andere als erfreut. Zwar versucht man seit Jahren, Zürich zur Fahrradstadt aufzurüsten - mit Konkurrenz aus Singapur aber hat man nicht gerechnet. Die Räder verschandeln Zürich, beklagten sich Beamte und Anwohner, von "Bike-Littering" ist die Rede. Rechtlich aber kann die Stadt nicht viel unternehmen: Der Velo-Verleih braucht keine Genehmigung. Mit Obike einigte man sich im Laufe des Sommers, dass die Zahl der Räder von 900 auf 500 reduziert wird. Dass das wirklich geschehen ist, bezweifeln viele. Charlotte Theile

Amsterdam

Amsterdam - Die Stadt zeigt das ungeheure Potenzial des Leihrad-Geschäfts. Die Stadt quillt schon über von Rädern. Hat hier nicht jeder eines, der eines braucht? Offenbar geht noch mehr. Im Visier sind Expats, Studenten und vor allem Touristen. Im vergangenen Frühjahr begann es, innerhalb von Tagen tauchten überall "deelfietsen" auf, orangefarbene, gelbe, rote, graue. Manche freuten sich, viele ärgerten sich, wie in München: Weil die meisten Räder im Weg stehen und den öffentlichen Raum noch enger machen. Anfang August schritt die Stadt ein und erließ ein Verbot. Es gilt solange, bis ein Regelwerk erlassen ist. Dafür will die Verwaltung den Markt beobachten und mit Anbietern sprechen. Erklärtes Ziel: die Gesamtzahl der Räder zu senken. Bis man sich zusammengerauft hat, könnte es dauern. Vermutlich wird es feste Leihstationen geben, deutet ein Mitarbeiter der Stadt an. Er wolle die Leihräder wieder haben, klagt ein Leser in Het Parool, es gebe doch Abstellmöglichkeiten genug: "In den Jahrzehnten, die ich hier wohne, habe ich keinen Fahrradständer gesehen, der nicht noch Platz gehabt hätte." Thomas Kirchner

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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