An der Arbeitsstelle verhaftet:Das Martyrium einer Familie

Lesezeit: 1 min

Ein Vater misshandelte jahrelang regelmäßig seine Ehefrau - und auch die Kinder, vom Babyalter an. Über die Wunden und blauen Flecken hat sich nie jemand gewundert.

Susi Wimmer

Fast zehn Jahre lang hat ein 43-jähriger Familienvater seine Frau gedemütigt, geschlagen und sexuell misshandelt. Jetzt schaffte die 33-Jährige es, sich ihrem Hausarzt anzuvertrauen und ihren Peiniger anzuzeigen.

Der gebürtige Türke wurde am Dienstag an seiner Arbeitsstelle verhaftet. Ihm wird zudem vorgeworfen, seine beiden Söhne, neun und zehn Jahre alt, vom Babyalter an regelmäßig und aus nichtigen Anlässen verprügelt zu haben.

Grundlos und völlig unerwartet

Das Martyrium der ebenfalls türkischen Ehefrau und ihrer Kinder muss erheblich gewesen sein. Jahrelang ging ihr Mann, von Beruf Gebäudereiniger, in der gemeinsamen Wohnung in Ramersdorf immer wieder auf sie los. Er demütigte sie verbal, schlug mit der Faust, einem Schlüsselbund oder sonstigen Gegenständen auf die Frau ein und quälte sie auch noch im sexuellen Bereich.

Auch die beiden Söhne erhielten regelmäßig Prügel von ihrem jähzornigen Vater, grundlos und völlig unerwartet. Ihre Gesichter waren von den Schlägen dann geschwollen, die Kinder litten unter ständigen Kopfschmerzen.

Auch die 33-jährige Hausfrau wurde des öfteren ärztlich behandelt, allerdings fand sie nie den Mut, dem Arzt die Wahrheit über ihre Verletzungen zu sagen: Der Ehemann setzte sie auch in dieser Hinsicht permanent unter Druck. In der Schule und auch im Umfeld der Familie schien sich niemand über die Wunden, blauen Flecken und Schwellungen zu wundern.

"Wir brauchen die Mitarbeit der Frauen"

Vergangenen Montagmorgen rastete der 43-Jährige erneut aus: Voller Zorn hieb er seiner Frau die Fäuste gegen den Kopf, bedrohte sie und nahm ihr Bargeld und Bankkarte ab. Diesmal fand die 33-Jährige den Mut, ihrem Hausarzt die Wahrheit zu sagen. Der riet ihr, die Polizei einzuschalten.

Die Beamten reagierten sofort, erwirkten über die Staatsanwaltschaft München I einen Haftbefehl gegen den 43-Jährigen und nahmen ihn fest. Er wartet nun hinter Gittern auf seinen Prozess wegen sexueller Übergriffe, Körperverletzung, Bedrohung und Misshandlung von Schutzbefohlenen.

,,Wir brauchen die Mitarbeit der Frauen, sonst können wir nicht helfen'', sagt Damian Kania von der Polizei. Dass Justiz und Polizei die Gewaltspirale durchbrechen können, zeige dieser Fall: Der 43-Jährige habe mit einer empfindlichen Freiheitsstrafe zu rechnen.

© SZ vom 23.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: