Am Giesinger Berg:Das Freikorps-Denkmal

An dieser früher höheren Mauer prangte der "nackerte Lackl". (Foto: Robert Haas)

Giesing galt während der Münchner Räterepublik als Hochburg der Roten, und als 1919 Regierungstruppen und rechtsnationale Freikorps die Revolution niederschlugen, da erlitten sie hier, am Giesinger Berg, herbe Verluste. Diese "Schmach von Giesing" nagte an den Nationalsozialisten - und deshalb setzten sie am Schauplatz der Gefechte den am Ende überlegenen Freikorps ein Denkmal. An der Mauer unterhalb des Schulhauses an der Ichostraße gab es zwar bereits ein Monument für den Giesinger Autoren Hermann von Schmid. Dieses aber wurde nun kurzerhand entfernt. An seiner Stelle enthüllte Nazi-Oberbürgermeister Karl Fiehler im Jahr 1942 eine zehn Meter hohe, von Ferdinand Liebermann gestaltete Reliefplastik. Sie stellte einen unbekleideten Mann dar, der mit bloßen Händen eine Schlange erwürgt. Die Nazis unterstrichen damit den Sieg über das "rote Giesing" 23 Jahre zuvor. Wie viel Eindruck sie damit auf die Giesinger machten, ist freilich unklar. Die Anwohner nannten die Skulptur schlicht den "nackerten Lackl". Das Relief wurde nach dem Krieg auf Anordnung der US-Militärregierung abgebrochen. Am noch existierenden Mauerrest befindet sich heute eine moderne Skulptur.

© SZ vom 18.12.2018 / wet - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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