Allgäu-Airport:Bruchlandung verschoben

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Ein Leser äußert sich zu den Berichten über den Allgäu-Airport

"Allgäuer Luftsprünge" vom 24. sowie "Bürger für Investitionen am Allgäu-Airport" vom 23. November:

Am 22. November 2015 haben die Bürger des Landkreises Unterallgäu und der Stadt Memmingen mit knapper Mehrheit für den weiteren Ausbau des Allgäu-Airports Memmingen gestimmt. Die Finanzierung des circa 15 Millionen Euro teuren Vorhabens soll zu gut der Hälfte über Grundstücksverkäufe einer neu zu gründenden Besitzgesellschaft der Flughafen GmbH gesichert werden. Kommunen aus dem Allgäu werden von ihr für 8,2 Millionen Euro Grundstücke erwerben und sie mit Gewerbeflächen bebauen. Weitere Mittel hat Finanzminister Markus Söder versprochen. Mit dem Ausbau soll der Flughafen attraktiver für Fluggesellschaften und Passagiere werden. Natürlich bringt der erwartete Höhenflug auch die bei Kommunalpolitikern so erwünschten neuen Arbeitsplätze (heute 69) mit.

Seit Start ab Mitte 2007 kämpft der Allgäu-Airport um schwarze Zahlen. Wenn man sich die Flugziele und die Häufigkeit der An- und Abflüge ansieht, kann man nicht an eine dauerhafte Besserung glauben. Die letzten innerdeutschen Verbindungen sind vor wenigen Wochen durch die Pleite der österreichischen Airline Intersky gestorben. Diese Flüge haben schon fünf andere Airlines in der Vergangenheit wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. Lufthansa und Air Berlin fliegen ab dem nächst gelegenen Standort Friedrichshafen und werden Memmingen wohl nicht zusätzlich bedienen wollen. Linienflüge mit Ryanair und anderen, kleineren, meist Billig-Airlines, gibt es nach London-Stansted, Dublin, Vilnius, Kiew, Neapel und einigen Balkan-Städten. Außer London sind die Zielstädte für regelmäßig größere Passagierzahlen nicht attraktiv genug. Wie viele Reisende aus diesen Städten suchen sich Memmingen als deutschen Zielort aus, statt in München, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, Hamburg und Berlin zu landen? Memmingen ist kein Zielflughafen für Europa, sondern ein Abflughafen für Bürger in der Region. Die meisten Abflüge gibt es nach Mallorca, Fuerteventura, Antalya und andere Ferienorte im Süden.

Ob der geplante Ausbau neue Fluggesellschaften anlocken wird, die sich profitable Flugverbindungen versprechen, muss angesichts der heutigen Lage bezweifelt werden. Seit 2007 ist gerade der sechsmillionste Passagier begrüßt worden. So viele zählt der zweitgrößte bayerische Flughafen Nürnberg fast in einem einzigen Jahr, und der hat schon Rentabilitätsprobleme. Von den 6 Millionen entfallen allein auf Ryanair 3,9 Millionen, auf TUIfly 1,1 Millionen. Ob die heutige Auslastung von rund 800 000 Passagieren im Jahr massiv gesteigert werden kann? Pro Tag zeigt der Flugplan jeweils zwischen 4 und 10 Abflüge und Ankünfte, nicht gerade eine hohe Auslastung. Hinzu kommt, dass Ryanair, die Gesellschaft mit den meisten Passagieren, bekanntermaßen die Flughafengebühren drückt. Außerdem bemüht sich Ryanair um Kapazitäten in München. Sollte das gelingen, dann könnte Memmingen schwer darunter leiden. Die Bruchlandung des Allgäu-Airports wird mit den Finanztricksereien wohl nur um ein paar Jahre verschoben. Die Kommunalpolitiker der Allgäuer Städte leisten sich teure Gewerbegebiete, die zwar einen Anschluss an die A 96 bekommen werden, aber in absehbarer Zeit nur eine Sackgasse zum Flughafen. Eine Verschwendung von Steuergeldern! Albert Kerler, Eresing

© SZ vom 07.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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