Airport:Insolvenz ohne Schrecken

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Flughafen und Passagiere sehen Air-Berlin-Aus pragmatisch

Von Franziska Stadlmayer

An den Schaltern der insolventen Fluggesellschaft Air Berlin ging am Mittwoch in München alles seinen gewohnten Gang. (Foto: Marco Einfeldt)

Am Dienstag hat Air Berlin ein Insolvenzverfahren beantragt, die Zukunft der Fluglinie ist ungewiss. Und trotzdem, am Tag darauf geht am Münchner Flughafen alles seinen gewohnten Gang. Der Air-Berlin-Flug nach Hamburg zum Beispiel: Der Check-in öffnet und Passagiere reihen sich zwischen den Absperrbändern ein. Manche nutzen die Sommerferien für einen Aufenthalt im Norden, ziehen Koffer und Kinder hinter sich her, andere müssen auf Dienstreise und stehen mit Handgepäck in der Schlange.

"Dass es zur Insolvenz kommt, war abzusehen", sagt etwa Daniel Müller. Er holt in München seine Tochter ab und fliegt dann mit Air Berlin zurück nach Hamburg. Gerade für diese Verbindung nutze er die Airline häufig: "Da sind sie wirklich günstig." Bis auf die guten Preise schmerze ihn das Ende von Air Berlin aber nicht: "Dann suche ich mir halt eine andere Fluglinie."

Ähnlich pragmatisch geht der Flughafen mit der Insolvenz um. Während in Nürnberg der Anteil der Air-Berlin-Flüge am Verkehrsaufkommen relativ gering ist, ist die Fluggesellschaft in München stark vertreten: Etwa zehn Prozent des Flugverkehrsaufkommens entfällt auf die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft. "Aber die Strecken von und nach München sind lukrativ", sagt Flughafensprecher Robert Wilhelm, "im schlimmsten Fall wird jemand anderes fliegen." Air Berlin bietet ab München zahlreiche innerdeutsche und innereuropäische Verbindungen an, auch Urlaubsziele wie Palma de Mallorca stehen auf dem Reiseplan. Das Langstreckenangebot dagegen wurde ausgedünnt, etliche Übersee-Flüge starten jetzt ab Düsseldorf.

Den Passagieren auf dem Weg nach Hamburg ist die Garantie für ihre bereits bezahlten Tickets wichtiger als das ausgedünnte Angebot. "Wir sind froh, dass die bestehenden Flüge jetzt gesichert sind", sagt einer der Wartenden. Ähnlich wie für Daniel Müller war die Insolvenz für ihn abzusehen: "So etwas passiert. Aber gut, dass jetzt Klarheit herrscht". Am Schalter sind die Mitarbeiter freundlich, Informationen über die Zukunft von Air Berlin in München gibt es aber nicht. Das Einchecken übernimmt der Dienstleister Aerogate. "Zu Air Berlin kann ich nichts sagen, für die arbeite ich nicht", sagt eine Mitarbeiterin und zuckt hilflos lächelnd mit den Schultern. Auch ein telefonisch hinzugeholter Mitarbeiter von Air Berlin entschuldigt sich höflich: "Wir dürfen uns nicht äußern, auch nicht zur jetzigen Situation."

Eine Passagierin, auf dem Rückweg von der Gepäckabgabe, hat schon jüngst beobachtet, dass einiges im Argen lag bei Air Berlin. Auf ihrem Flug nach Ägypten etwa sei das Kabinenpersonal überarbeitet und unfreundlich gewesen: "Damals habe ich mir geschworen: Nie wieder Air Berlin". Jetzt fliege sie doch noch einmal, das Angebot war zu gut. "Einmal sitze ich das noch aus."

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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