Ärger zwischen Stadt und Freistaat:Mobile Hilfe für Obdachlose

Rathaus-SPD nennt Initiative der Sozialministerin "Quatschbude"

Erst besucht Ministerpräsident Markus Söder Wohnungslose, die in St. Bonifaz Hilfe erhalten, dann stellt Sozialministerin Kerstin Schreyer ein neues Projekt zur Obdachlosenhilfe vor, das eine Stiftung als Pilotprojekt ein Jahr lang finanziert: Der "Mobile Lotsenpunkt", ein mit zwei Sozialpädagogen besetzter Kleinbus, soll die Treffpunkte der Obdachlosen ansteuern, um ihnen Beratung zu bieten. Bei der Rathaus-SPD kommt das alles gar nicht gut an - nicht nur, weil Wahlkampf ist.

Betrieben wird das neue Projekt vom Verein "Lotse", der bislang nur als Träger von Kinder- und Jugendhilfeangeboten in Erscheinung getreten ist. Die Ministerin habe einen Bedarf erkannt, sagte Lotse-Geschäftsführer Peter Deutsch, und sei auf "uns zugekommen, weil wir schon im Landkreis einen Mobilen Familienstützpunkt betreiben". Wohnungslose Menschen an ihren Treffpunkten aufzusuchen, um ihnen Beratung anzubieten, darum kümmern sich aber schon die Streetworker der Teestube "komm" vom Evangelischen Hilfswerk im Auftrag der Stadt. Deutsch versicherte, man wolle mit dem Netzwerk der Wohnungslosenhilfe gut zusammenarbeiten und werde sich den Trägern dazu mit dem mobilen Büro vorstellen.

"Die Sozialministerin schickt in offenkundiger Unkenntnis der Lage vor Ort ein lediglich symbolpolitisches Projekt auf die Münchner Straßen", ärgert sich die Rathaus-SPD. "Der Mobile Lotsenpunkt als fahrende Quatschbude ohne Anbindung an weitere Hilfen ist an Absurdität nicht zu überbieten", erklärte der sozialpolitische Sprecher, Christian Müller.

Sozialreferentin Dorothee Schiwy kritisierte die fehlende Absprache mit der Stadt.

© SZ vom 31.07.2018 / loe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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