Ärger mit dem Brandschutz:Vom Regen in die Traufe

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Am Pürschlinghaus kann auch ohne Wanzen niemand übernachten

Interview von Christina Hertel

Das Pürschlinghaus in den Ammergauer Alpen war das vergangene halbe Jahr geschlossen. Wanzen hatten die Hütte befallen. Um das Ungeziefer loszuwerden, half nur: Das Haus auf Minusgrade herunterkühlen und den Wanzen ihre Nahrung entziehen - das menschliche Blut. Jetzt ist das Ungeziefer weg, die Berghütte hat wieder auf, aber nur für Tagesgäste. Denn das nächste Problem ist aufgetaucht: Der Brandschutz muss erneuert werden. Stefan Schuhbauer, der Vorsitzende der DAV-Sektion, erklärt, welche Folgen das hat.

SZ: Herr Schuhbauer, Sie haben kein Glück mit Ihrer Hütte.

Stefan Schuhbauer: Man darf nichts persönlich nehmen - weder die Wanzen noch den Brandschutz. Das Haus ist 45 Jahre alt, wir wollten es ohnehin umbauen. Aber erst jetzt haben wir gemerkt, dass der Brandschutz doch ein größeres Problem ist.

Wie lange muss die Hütte geschlossen bleiben?

Genau kann ich es nicht sagen. Wir haben selbst erst am Montag die Empfehlung bekommen, keine Übernachtungsgäste mehr aufzunehmen. Im Laufe des Sommers wird die Hütte umgebaut.

Sind denn wenigstens die Wanzen weg?

Ja, es gab schon Übernachtungsgäste, niemand hat sich beschwert. Und unser Wirt hat auch keine Spuren mehr von den Wanzen entdeckt. Wenn man ein geschultes Auge hat, sieht man nämlich an den Wänden, wo sie entlang krabbeln, kleine Kotspritzer. Davon war nichts mehr zu sehen.

Wanzen sind anscheinend ganz schön widerstandsfähige Tiere.

Wir haben es eineinhalb Monate mit dem Kammerjäger probiert, bevor wir uns entschieden haben, die Hütte zu schließen. Das Problem ist, dass die Wanzen, obwohl sie bloß fünf Millimeter groß sind, weite Wege zurücklegen können. Da finden sie immer einen Fleck, der nicht Chemie verseucht ist. Und anders als in einem Hotel können wir nicht einfach einzelne Zimmer abschließen.

Haben Sie Angst, dass die Ungezieferplage den Ruf Ihrer Hütte beschädigt hat?

Ich hoffe nicht. Wir hatten die Hütte den ganzen Winter zu. Jetzt fehlt uns etwa die Hälfte des Jahresumsatzes. Aber was hätte ich sonst machen sollen, als ehrlich zu sein? Ich würde mir wünschen, dass andere Hüttenbetreiber genauso mit dem Thema umgehen. Sonst trägt man die Wanzen nur von einer Hütte in die nächste.

© SZ vom 19.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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