Ärger in der Partei:CSU streitet wegen Seehofer

"Schlechter Stil": Angebliches Geheimtreffen erregt Unmut

Der Streit über die Zukunft von Parteichef Horst Seehofer führt in der Münchner CSU zu schweren Zerwürfnissen. Der Landtagsabgeordnete und frühere Vorsitzende des CSU-Kreises München-Nord, Joachim Unterländer, wirft Bezirkschef Ludwig Spaenle "schlechten politischen Stil" vor. In einem Schreiben an Spaenle, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, kritisiert Unterländer eine "Geheimaktion", in der sich "ein größerer Teil der Kreisvorsitzenden gegen Horst Seehofer" als Parteivorsitzenden und Ministerpräsidenten ausgesprochen habe. Die Bild-Zeitung hatte von einem Treffen am Dienstag berichtet, in dem sich acht der neun CSU-Kreisvorsitzenden in Spaenles Anwesenheit gegen Seehofer gestellt hätten. Offenbar hatten aber höchstens fünf Kreischefs an der Zusammenkunft teilgenommen.

Er halte es für schwierig, diesen Prozess ohne Abstimmung in den Gremien vorzunehmen, schreibt Unterländer. "Die politische Wirkung solchen Handelns schadet der gesamten Partei." Es sei "mehr als kritikwürdig", mit neuen Debatten in die Öffentlichkeit zu treten, anstatt Seehofer in Ruhe die Verhandlungen in Berlin führen zu lassen, wie es in der CSU vereinbart worden sei. Unterländer fordert "mit Nachdruck, diese Personaldiskussion nunmehr zu beenden", ansonsten seien auch die Perspektiven für das Wahljahr 2018 "sehr kritisch zu beurteilen". Auch die CSU-Bezirksvizechefin Friederike Steinberger wusste, wie sie sagt, nichts von dem Treffen. Die dort zusammengefasste Meinung sei "mit Sicherheit nicht repräsentativ", auch Steinberger spricht von "parteischädigendem Verhalten". Die CSU brauche zwar eine Veränderung, allein eine Personaldebatte könne das schlechte Bundestagswahlergebnis aber nicht korrigieren. Ludwig Spaenle war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

© SZ vom 13.10.2017 / wiw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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