Absage der Münchner X-Games:Kalt erwischt

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Die X-Games mit waghalsigen Sprüngen von BMX-Fahrern lockten immerhin 119.000 Zuschauer in den Olympiapark. (Foto: Alex Grimm/Bongarts/Getty Images)

Ohne jede Vorwarnung sagt der amerikanische Sportsender ESPN die Münchner X-Games bis 2015 ab. Der Olympiapark prüft jetzt möglichen Schadensersatz. Mehr als die finanziellen Schäden schmerzt aber die geplatzte Hoffnung auf neue Besucher.

Von Silke Lode und Ralf Tögel

Die X-Games in München werden eine einmalige Angelegenheit bleiben. Am Donnerstagabend wurde die Olympiapark München GmbH (OMG) von einer Mitteilung des amerikanische Sportsender ESPN überrascht, in der die beiden vertraglich vereinbarten Veranstaltungen für 2014 und 2015 abgesagt wurden. Die Gründe für die Entscheidung seien "rein wirtschaftlicher Natur", sagte Arno Hartung, der stellvertretende OMG-Geschäftsführer. Nun prüft die OMG, welche Folgekosten es gibt, um ESPN mit diesen finanziellen Forderungen zu konfrontieren.

"Das hat uns wirklich völlig kalt erwischt", gab Hartung zu, weil diese Absage "nicht absehbar war". In der vergangenen Woche noch waren OMG-Mitarbeiter in den USA, um über das kommende Event zu sprechen, das für den Frühsommer 2014 geplant war. Am Mittwoch noch habe Frank Seipp, der für den Olympiapark die Sport-Großveranstaltungen organisiert und Organisations-Chef der X-Games war, "Telefonate mit ESPN geführt", so Hartung. Er glaube daher, dass auch die "operative Ebene der Amerikaner" von der Absage überrascht worden sei. Hartung vermutet, dass die Entscheidung auf "einer höheren Ebene" getroffen wurde. Damit spielt er auf den Disney-Konzern an, dem auch der Sender ESPN gehöre. Auch jeder Versuch, mit dem Sportsender direkt ins Gespräch zu kommen, sei kategorisch abgelehnt worden. Die Absage trifft neben München auch Barcelona, Tignes und das brasilianische Foz do Iguacu.

Jetzt werden die Anwälte das Wort haben, denn die OMG prüft gerade, welche Folgekosten entstehen. Wegen der Laufzeit von drei Jahren wurden Verträge mit Agenturen geschlossen und Personal eingestellt. Zudem hielt die OMG den Park für diese Zeiträume frei, erklärt Hartung: "Das hat für uns weitreichende finanzielle Folgen, für die ESPN aufkommen muss." Rein rechtlich allerdings habe der Sportsender die Möglichkeit gehabt, aus dem Vertrag auszusteigen, "unter gewissen Voraussetzungen", so Hartung. Auch die OMG hätte dies tun können, eine Art Sicherheit. Welche Voraussetzungen das sind, ließ der OMG-Sprecher mit Verweis auf vertragsrechtliche Konsequenzen offen. "Wenn wir mit einer Million Defizit aus der Veranstaltung herausgegangen wären, dann hätten auch wir sagen können, dass wir aufhören", sagte Hartung nur. Für die OMG gab es für solche Überlegungen aber keinerlei Grund. Endgültige Zahlen würden zwar erst in zwei Wochen feststehen, aber es zeichne sich ab, "dass wir ein vernünftiges Ergebnis erreichen", obwohl "die finanzielle Kalkulation auf drei Jahre angelegt war", so Hartung. "Es ist klar, dass das erste Jahr immer das schwerste ist."

Christine Strobl, Zweite Bürgermeisterin und Aufsichtsratschefin der Olympiapark GmbH, bestätigt die Prognose: "Wir werden keinen Millionengewinn gemacht haben", man werde aber gut aus der Sache herauskommen. Schließlich seien die X-Games als Nullsummenspiel geplant gewesen, die Stadt habe sogar eine Ausfallbürgschaft übernommen. "Finanziell ist das wahrscheinlich nicht so tragisch", sagt Strobl, aber für die Vermarktung des Olympiaparks sei das vorzeitige Aus ein herber Rückschlag. "Die Ausstrahlung nach außen war positiv, und die X-Games haben viele junge Leute in den Park gezogen", sagt Strobl. "Es wäre schon schön gewesen, wenn wir so eine Art olympische Spiele für Trendsportarten noch einmal hätten machen können."

Mehr als 100 000 meist junge Besucher waren im Juni zu den Wettkämpfen der Skateboarder, BMX- und Motocrossfahrer oder Mountain Biker geströmt, bei 70 000 Zuschauern war die Grenze erreicht, ab der der Olympiapark mit Gewinnen gerechnet hatte. Die Planungen für die kommenden zwei Veranstaltungen waren deutlich optimistischer. ESPN hatte bis zuletzt die hervorragende Zusammenarbeit mit dem Münchner Veranstalter gelobt. "Über diese Umgangsweise kann man geteilter Meinung sein", meinte Hartung diplomatisch. Die OMG hätte sich wenigstens ein Gespräch mit ESPN gewünscht: "Vielleicht wären wir ihnen ja finanziell entgegengekommen. Wir haben große Hoffnungen auf die X-Games gesetzt."

© SZ vom 05.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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