Abriss des Olympia-Dorfes:Neuer Wohnraum zum selben Preis

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Bungalows mit Dachterrasse für 285 Euro Miete: Ab 2009 werden in der neuen Anlage 252 Studenten mehr leben können. Die Miete soll nicht erhöht werden.

Monika Maier-Albang

Sie haben gern hier gewohnt. Obwohl es, wie Vesselina Marinova sagt, immer zehn Minuten dauert, bis das warme Wasser in der Küche ankommt. Obwohl es in manchen Ecken schimmelt, im Winter feucht ist und manchmal Rohre defekt sind.

Doch wo findet man sonst schon in München einen eigenen Bungalow für 285 Euro? Nebenkosten inclusive, mit Dachterrasse und in stilvoll-studentischer Umgebung.

800 Studenten haben zuletzt in den bunt bemalten, mit Efeu bewachsenen Bungalows im Olympiadorf gewohnt. Ursprünglich hatte die Stadt München die Bungalows 1972 für die Athleten gebaut, die zu den Olympischen Spielen anreisten.

Wegen Baufälligkeit wird das Oly-Dorf, das zur besseren Orientierung in dem Gassengewirr in Abschnitte von A bis G aufgeteilt ist, nun komplett abgerissen und neu aufgebaut. Am Montag sollte der Abriss in den Abschnitten C, D und E, im Zentrum des Dorfes, beginnen. Rund 400 Studenten, die hier gewohnt haben, sind in den letzten Tagen ausgezogen.

Einige der freien Bungalows hatte der "Verein der Studenten im Olympiazentrum" für seine "Abriss-Party" hergerichtet - als Schaum-, Hip-Hop- oder Reggae-Area. Selbst an einen WC-Bungalow hatten die Organisatoren gedacht, die selbst meist in dem Teil wohnen, der erst im zweiten Bauabschnitt im kommenden Frühjahr abgerissen werden soll.

Renovierung fast so teuer wie Neubau

Anstelle der alten Bungalows sollen neue, allerdings kleinere entstehen - mit 18 statt wie bislang 25 Quadratmetern. Die ersten Bewohner sollen bereits im Wintersemester 2009 wieder einziehen. Das Olympiadorf steht unter Denkmal- und Ensembleschutz.

Deshalb soll der Charakter der Anlage auch nach der, wie es beim Studentenwerk heißt, "fundamentalen Totalsanierung" erhalten bleiben. Dazu gehört, dass die Bewohner ihre Häuser wieder bemalen dürfen. Auch der damalige Architekt, Werner Wirsing, heute 88 Jahre alt, ist an dem Neubau beteiligt.

Die meisten Studenten haben ihre Bungalows nur ungern geräumt. Doch der Abriss habe sich "leider nicht vermeiden lassen", sagt Dieter Maßberg, langjähriger Leiter des Studentenwerks. Die Renovierung wäre fast genauso teuer gekommen wie der Neubau. Nötige Umbauten, etwa die Isolierung der Wände, wären aber wegen der engen Gassen kaum möglich gewesen.

Das Studentenwerk hat den Bewohnern Ersatzwohnungen, verteilt in der ganzen Stadt, angeboten. Doch eine Gemeinschaft wie hier, wo man quasi mit offenen Türen lebt und sich beim Grillabend auf der Straße trifft, ist schwer zu finden.

Virtuell gibt es die neue Siedlung bereits - auf den Internetseiten der Planer von "bogevischs buero". Seit März steht das erste Musterhaus im Olympiadorf, wieder mit Dachterrasse. Einen Vorteil hat der Neubau zumindest. Künftig werden 1052 statt bisher 800 Studenten dort Platz finden.

Und an ein Versprechen, das die Sprecherin des Studentenwerks gegeben hat, werden die Studenten sich bestimmt erinnern: Die Miete soll, so sagt Anke van Kampen, in den Neubauten "wohl nicht erhöht werden".

© SZ vom 6.8.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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