Abhängigkeit:Ohne Auto geht nicht viel auf dem Land

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Bäcker und Metzger halten sich oft noch in kleineren Gemeinden. Größere Einkäufe müssen andernorts erledigt werden. Manche Gemeinden bieten deshalb einen Fahrdienst an.

Von Regina Bluhme, Fraunberg

Wie sieht es nun mit Einkaufsmöglichkeiten zum Beispiel im ländlich geprägten Holzland aus? Johann Wiesmaier (CSU) ist Bürgermeister der Gemeinde Fraunberg und zugleich Sprecher des Erdinger Gemeindetags. Er sieht, was frische Back- und Fleischwaren betrifft, zumindest seine Gemeinde "sehr gut versorgt". Der Metzger und der Bäcker aus dem nahen Maria Thalheim betreiben nämlich im Gemeindebereich noch an zwei weiteren Orten, in Fraunberg und in Reichenkirchen, Filialen. Und diese würden auch recht gut angenommen. "Es läuft gut", sagt Wiesmaier.

Anna Gfirtner ist Gemeinderätin (Wählergemeinschaft Maria Thalheim) und Dritte Bürgermeisterin in Fraunberg. Sie wohnt in Oberbierbach und stellt fest: "Auf dem Land ist man aufs Auto angewiesen". Dabei betont sie, dass die Gemeinde bewusst keinen Supermarkt auf der Grünen Wiese angesiedelt habe. "Wir wollen lieber die Ortskerne stärken", sagt Gfirtner. Dazu gehöre auch, dass die Gemeinde beim Wegzug des letzten alteingesessenen Bäckers in Fraunberg das Haus angemietet und bewusst auf einen neuen Bäcker gesetzt habe. Und mittlerweile gebe es sogar den Trend: aus der Stadt zum Einkaufen raus aufs Land. Zum Metzger vor Ort kämen "die Leute bis aus München", sagt Gfirtner. Der Ruf nach einem richtigen Tante-Emma-Laden mit größerem Sortiment sei bislang in Fraunberg nicht aufgekommen, so Anna Gfirtner. "Bei uns ist die Not offensichtlich noch nicht so groß." Außerdem sei ein solcher Laden "auch immer ein Ritt auf der Rasierklinge - so eine Genossenschaftsladen zu betreiben ist mitunter doch recht schwierig", fügt sie hinzu.

Immerhin lägen Wartenberg und Taufkirchen gleich ums Eck mit jeweils vier bis fünf Supermärkten und Discountern im Angebot. Dort gebe es auch eine Apotheke und einen Arzt, "denn das ist auch eine ganz wichtige Frage auf dem Land", sagt die Dritte Bürgermeisterin.

"Wer auf dem Land wohnt, der braucht ein Auto". Das sagt auch Michaela Mühlen (Bürgerforum Inning), die Bürgermeisterin aus Inning am Holz. In der Gemeinde gebe es immerhin eine alteingesessene Metzgerei, die sehr gut angenommen werde. Ein kleiner Backshop habe wieder geschlossen, dafür biete nun der Metzger zusätzlich Backwaren an. "Für weitere Einkäufe fahren die meisten ins benachbarte Taufkirchen", berichtet Mühlen. Ältere Leute allerdings, die nicht mehr Autofahren könnten, seien auf dem Lande auf Unterstützung angewiesen.

Aus diesem Grund biete die Gemeinde Neuching über den Arbeitskreis Senioren und Soziales einen Fahrdienst an, sagt Bürgermeister Hans Peis (CSU). "Die Mitglieder werden per Anruf verständigt und chauffieren Senioren zum Beispiel zum Einkaufen, zum Arzt oder zur Apotheke." Der Dienst werde sehr gut angenommen, so Peis. Seine Frau zum Beispiel sei drei- bis viermal die Woche am Steuer unterwegs. In Niederneuching gibt es ein kleines Ortszentrum mit einem Edeka-Laden, einem Arzt, einer Apotheke und einer Physiotherapie. Und in Oberneuching hat sich der "Überlebensladen" etabliert, der unter anderem Milch, Brot, Zeitungen und Wurstwaren im Angebot hat. Und dennoch: Gerade trudeln bei Bürgermeister Peis die ersten Rückläufer einer Umfrage unter allen Gemeindehaushalten ein. Darunter bedauerten junge Mütter mit Kindern, dass es vor Ort keine Einkaufsmöglichkeiten gebe, berichtet Hans Peis. Er sei strikt gegen einen Supermarkt auf der Grünen Wiese, "der macht die Infrastruktur im Ort kaputt." Peis sieht die Sache so: Wer will, dass seine Kinder im Grünen mit möglichst viel Natur und Ruhe aufwachsen, der muss auch damit leben können, dass es keinen Supermarkt vor Ort gibt.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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