35-Jährige vergisst Suppe auf dem Herd:Feuer im Hochhaus - 130 Bewohner auf der Flucht

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Eine auf dem Herd vergessene Suppe hat am späten Samstagabend zu einem Großbrand im zehnten Stock eines Hochhauses in der Schwanthalerstraße geführt. Der Schaden beläuft sich auf eine halbe Million Euro.

Claudia Wessel

Eine auf dem Herd vergessene Suppe hat am späten Samstagabend zu einem Großbrand im zehnten Stock eines Hochhauses in der Schwanthalerstraße geführt. Alle 130 Bewohner mussten in Sicherheit gebracht werden und die Nacht in der Lobby des benachbarten Hotel "Four Point" verbringen, was die Hotelleitung kurzfristig ermöglichte. Erst am Morgen konnten die Wohnungen wieder betreten werden. Nur das Appartement, in dem der Brand ausbrach, ist nicht mehr bewohnbar. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 500.000 Euro.

Der Einsatz endete um 3 Uhr morgens, bis dahin war auch die Schwanthalerstraße gesperrt. (Foto: Foto: SZ)

Eine 35-jährige Thailänderin wollte nach ihrem Dienst in einer Gaststätte im Appartement ihres Chefs, des Kneipenbesitzers, übernachten. Sie hatte während ihrer Arbeit offensichtlich tief ins Glas geschaut. Bei ihr wurde ein Blutalkoholwert von rund zwei Promille gemessen. Aufgrund dieses Zustands vergaß sie die Suppe, die sie sich gegen 23.15 Uhr noch kochte, auf dem Herd und schlief ein.

Ein 30-jähriger Nachbar wurde auf den Rauch aufmerksam und alarmierte die Feuerwehr. Gemeinsam mit einem 59 Jahre alten Hausbewohner gelang es ihm, die in ihrem Appartement schlafende Frau durch Dauerklingeln und Klopfen an der Tür zu wecken. Alle drei brachten sich schließlich in Sicherheit, zogen sich jedoch Rauchvergiftungen zu, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Ein weiterer Mieter erlitt durch die Aufregung einen Asthmaanfall. Alle anderen Bewohner blieben unverletzt.

Auch aus dem elften Stock mit den am meisten gefährdeten Wohnungen schafften es alle Betroffenen selbst rechtzeitig ins Freie. Als die Feuerwehr eintraf, konnte sie sich sofort auf die Löscharbeiten konzentrieren und musste keine Menschen mehr aus dem brennenden Haus bergen. Allerdings wurden vorsichtshalber alle Hausbewohner in der Hotellobby ihren Appartements zugeordnet, um auszuschließen, dass sich doch noch jemand im Gebäude befindet. "Wir sehen stets auch noch einmal im Haus überall nach, ob sich noch Personen dort aufhalten", so Feuerwehr-Sprecher Florian Hörhammer.

Die Löscharbeiten erwiesen sich nicht nur wegen der starken Hitze als äußerst schwierig. Der erste Trupp der insgesamt 80 Einsatzkräfte musste feststellen, so Hörhammer, "dass die vorhandenen Wandhydranten für einen effizienten Löschangriff zu wenig Wasser lieferten". Somit mussten Schläuche bis ins zehnte Stockwerk verlegt werden. Erst dann konnte mit den Löscharbeiten begonnen werden.

In der Zwischenzeit bestand die Gefahr, dass die Flammen über die Außenfassade beziehungsweise die Balkone auf andere Wohnungen übergreifen. Ein von einer Drehleiter aus eingesetztes Strahlrohr konnte dies mit dem gezielten Wasserstrahl gerade noch verhindern. "Die enorme Hitzeentwicklung hatte bereits die Fenster im darüberliegenden Geschoss bersten lassen", so Hörhammer. Dass sich der Brand in dem 30 Quadratmeter großen Appartement so ausbreiten konnte, lag laut Polizeisprecher Andreas Ruch auch daran, dass es mit zahlreichen Holzschränkchen möbiliert war, die sehr schnell Feuer fingen.

Für die alkoholisierte Kneipenangestellte war es jedenfalls in mehrfacher Hinsicht ein böses Erwachen. Sie muss sich jetzt wegen fahrlässiger Brandstiftung verantworten. Was ihr Chef zu der Katastrophe sagt, bleibt abzuwarten. Der Einsatz endete um 3 Uhr morgens, bis dahin war auch die Schwanthalerstraße gesperrt.

© SZ vom 7. Mai 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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