26-Jährige rastet aus:Angriff auf Schwangere

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Richter verurteilt Angeklagte zu Bewährungsstrafe

Von Susi Wimmer

"Ich verspreche Dir, dass ich Dein Kind heraustreten werde", zeterte Ayan O. und dann schlug die 26-Jährige tatsächlich im November vergangenen Jahres mitten auf der Goethestraße mit ihren Fäusten auf den Bauch der hochschwangeren Aragsan J. ein. Sie soll auch noch mit dem Fuß in den Bauch getreten haben, als ihre Kontrahentin auf dem Boden lag, aber daran kann oder will sich das Opfer am Freitag vor dem Amtsgericht München nicht mehr erinnern. Sie weint und sagt, dass die somalische Gemeinde, der sie angehört, ihr vorwirft, dass sie eine Landsfrau in die Haftanstalt gebracht hat. Da weint auch die angeklagte Ayan O. Am Ende kommt sie mit einer Freiheitsstrafe von 15 Monaten auf Bewährung davon.

Die Tür in Saal 122 geht auf und herein rollt ein Kinderwagen, dahinter die stolze Mutter Aragsan J. Im Wagen liegt ihr Sohn, Anfang Januar zur Welt gekommen, "er ist gesund", sagt sie vor Gericht. Und auch sie habe alles gut überstanden. Die 23-Jährige kam im September 2016 aus Somalia nach Deutschland und landete in einer Flüchtlingsunterkunft in Fürstenfeldbruck. Sie teilte sich das Zimmer mit vier anderen Frauen, darunter Ayan O.

An jenem 12. November fuhren die beiden Frauen mit drei weiteren Bewohnern "vom Dorf Fürstenfeldbruck in die Stadt", wie Aragsan J. erzählt. Sie habe sich unterzuckert gefühlt, wollte noch was essen. Ayan O. hatte es offenbar eilig und drängte zum Aufbruch, weil man noch shoppen und dann heimfahren müsse. Auf dem Gehsteig, vor einem 1-Euro-Laden, eskalierte der Streit um die Heimfahrt und Ayan O. schlug der 23-Jährigen die Handtasche auf den Kopf, zerrte an ihrem Kopftuch und beide Frauen fielen zu Boden. Dann schlug Ayan O. mit der Faust gegen den Bauch der Hochschwangeren. Die Polizei nahm die Schlägerin wenig später fest. Der Fußtritt, den Aragsan J. bei der Polizei zu Protokoll gegeben hatte, an den kann sie sich vor Gericht nicht mehr erinnern.

Rechtsanwältin Birgit Schwerdt, Staatsanwalt Laurent Lafleur und Richter Stefan Vollath verständigen sich auf eine Bewährungsstrafe. Am Ende räumt Ayan O., die noch nie eine Schule besucht hat, die Tat ein und kommt frei.

© SZ vom 22.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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