220.000 Euro Zuschuss:Stadtrat will Theater für Kinder retten

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Seit Jahren wird über die Kinderbühne an der Dachauer Straße gestritten. Es gab finanzielle Schwierigkeiten, obwohl es nicht an Zuschauern mangelte. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Das von der Schließung bedrohte Münchner Theater für Kinder ist offenbar gerettet: Die Rathauskoalition hat sich bereits auf den jährlichen Zuschuss von 220 000 Euro verständigt.
  • Das Theater geriet in den vergangenen Jahren immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten.
  • Es gab häufig Kritik an der Bühne: Die Aufführungen seien zu angestaubt, das theaterpädagogische Konzept fehle.

Von Dominik Hutter

An diesem Mittwoch läuft das Dschungelbuch, am Donnerstag das kleine Gespenst. Und wer gerade keine Zeit hat, kann seinen Besuch im Münchner Theater für Kinder problemlos auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Denn die von der Schließung bedrohte Bühne an der Dachauer Straße ist offenbar gerettet: Am Donnerstag entscheidet der Kulturausschuss des Stadtrats über einen jährlichen Zuschuss von 220 000 Euro aus dem städtischen Etat - nach Auskunft von CSU-Stadtrat Richard Quaas hat sich die schwarz-rote Koalition bereits auf ein Ja verständigt. "Damit ist die Kuh vom Eis."

Über die seit 1967 bestehende Kinderbühne wird seit Jahren gestritten - vielen Stadträten, aber auch den Experten des Kulturreferats erscheinen die Aufführungen als ein wenig angestaubt, es mangele an einem zeitgemäßen theaterpädagogischen Konzept. Dieses Manko will das Theater rund um seinen Gründer Heinz Redmann nun beheben - wobei sich die Bühne auch bislang nicht über einen Mangel an Zuschauern beklagen kann.

Risikobeteiligung des Theaters

Finanziell aber lag einiges im Argen in den vergangenen Jahren. So gingen die Einnahmen stets zurück, die Bühne war zudem in erheblichem Umfang mit den Sozialabgaben für ihre Mitarbeiter im Rückstand. Da die Geschäftsführung die erforderlichen Verwendungsnachweise für staatliche Fördergelder oft zu spät oder unvollständig eingereicht hatte, geriet das Theater immer wieder in finanzielle Schwierigkeiten. Dazu kam ein erhöhtes Risiko bei Gastspielen, die Redmann daraufhin zurückfahren musste: Seit der Finanzkrise kauften viele Kulturämter oder Veranstalter keine kompletten Gastspiele mehr, sondern verlangten eine Risikobeteiligung des Theaters, die die Münchner nicht mehr leisten konnten.

Dies rief den Bayerischen Obersten Rechnungshof auf den Plan. Denn der Freistaat gönnt sich bei der Förderung nicht-staatlicher Theater eine Art Anti-München-Lex: Bühnen mit Sitz in der Landeshauptstadt werden - anders als im Rest Bayerns - grundsätzlich nicht gefördert. Es sei denn, sie haben eine starke überregionale Bedeutung, was die Revisoren nach dem Zurückfahren der Gastspiele nicht mehr als gegeben sahen. Eigentlich, so die Förderrichtlinien, will der Freistaat ohnehin nur Geld überweisen, wenn auch die Kommune mitzahlt. Was beim Theater für Kinder bislang nicht der Fall war, von Einmalzahlungen etwa zum Renovieren abgesehen. Die Stadt München aber tut sich seit jeher schwer mit der Bühne im ehemaligen Regina-Kino an der Dachauer Straße. Zumal sie mit der Schauburg am Elisabethplatz selbst eine Kinder- und Jugendbühne betreibt.

"Die Finanzkriterien werden jetzt voll erfüllt"

Inzwischen aber greift der Gründer Heinz Redmann auf professionelle Unterstützung bei der Büroarbeit zurück, und mehr Gastspiele sind auch wieder angekündigt. "Die Finanzkriterien werden jetzt voll erfüllt", freut sich Stadtrat Quaas, dessen Partei seit Jahren mehr Geld für das Theater gefordert hatte. Auch Kulturreferent Hans-Georg Küppers sieht jetzt kein Problem mehr, die Kinderbühne zu alimentieren, die mit Hilfe eines neu gegründeten Fördervereins auch ihre Schulden stark abgebaut und damit ihre Kassenlage stabilisiert habe. Der Förderverein hat für 2015 bereits 100 000 Euro verbindlich zugesagt, weitere Spenden in Höhe von 60 000 Euro sind versprochen, falls Stadt und Freistaat Zuschüsse in bisheriger Höhe spendieren.

Mit ihrem 220 000-Euro-Zuschuss will die Stadt erreichen, dass auch der Freistaat seine Zahlungen aufrechterhält. Bis 2013 waren dies 370 000 Euro pro Jahr. 2014 sank die Summe auf 290 000 Euro ab, im laufenden Jahr sind vorerst nur 150 000 Euro zugesagt. Hintergrund ist die Kritik des Rechnungshofs, der angeregt hatte, nach einer Übergangszeit die Zuschüsse für das Theater für Kinder ganz einzustellen. Noch in diesem Jahr will der Stadtrat prüfen, ob sich das Engagement gelohnt hat.

© SZ vom 03.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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