200.000 Euro Provision für ,,Marketingberatung'':Ein anrüchiger Sponsorenvertrag

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Wenn die Stadtwerke die städtische Tochter Olympiapark als Sponsor unterstützen, kassiert eine private Vermarktungsagentur mit. Nach einem Gerichtsurteil wurden jetzt Zahlen veröffentlicht.

Berthold Neff

Die stadteigene Olympiapark GmbH hatte sich jahrelang geweigert, Details zum Engagement der ebenfalls städtischen Stadtwerke München GmbH im Olympiapark-Sponsorenpool zu nennen. Peter Kveton, Reporter beim Bayerischen Rundfunk (BR), musste bis vor den Bundesgerichtshof ziehen, um Olympiapark-Chef Wilfrid Spronk zur Offenlegung zu zwingen.

Fast 130.000 Euro erhielt die Marketingagentur seit 2001 für das Sponsoring. (Foto: Foto: Catherina Hess)

Dieser hatte argumentiert, wegen der privaten GmbH-Rechtsform könne der Olympiapark, anders als andere öffentliche Unternehmen, Journalisten die Auskunft verweigern. Als aber Ende Juni beim Termin in Karlsruhe absehbar war, dass die Richter dem BR-Journalisten Recht geben würden, zog Spronk die Revision zurück. Damit wurde ein Grundsatzurteil verhindert, aber die Zahlen mussten auf den Tisch.

Aus dem Schreiben der Olympiapark GmbH, das der SZ vorliegt, geht hervor, dass die Stadtwerke seit ihrem Eintritt in den Sponsorenpool 2001 insgesamt 730000 Euro an die Olympiapark GmbH gezahlt haben. Fast 30 Prozent davon, nämlich 200.750 Euro, blieben bei der S&K Marketingberatung GmbH hängen, die nicht nur 17,5 Prozent für die Akquise, sondern auch noch zehn Prozent für die laufende Betreuung des Sponsors erhält.

Stadtwerke als Sponsor des eigenen Unternehmens

Der CSU-Stadtrat Helmut Pfundstein, der bereits durch mehrere Anfragen versucht hat, diese Geschäftsbeziehungen publik zu machen, hält dies für ,,nicht vertretbar''. Es sei geradezu ,,lächerlich'', dass für die Akquise zwischen städtischen Tochterunternehmen Geld an Private gezahlt werde. Auch Oberbürgermeister Christian Ude (SPD), der nach wie vor der Meinung ist, dass die Olympiapark-GmbH solche Zahlen der Presse nicht preisgeben sollte, hält es für besser, ,,dass bei Vermittlungen innerhalb der kommunalen Familie keine Provision anfällt''. Dies müsse vertraglich festgehalten werden.

Dies ist umso dringlicher, als die Stadtwerke mittlerweile den Olympiapark übernommen haben, also jetzt quasi als Sponsor ihres eigenen Unternehmens Geld an Dritte zahlen würden. Die Stadtwerke haben nämlich das Olympiagelände in Erbpacht von der Stadt bekommen, kümmern sich um Unterhalt, Umbauten und Investitionen, haben die Olympiaschwimmhalle zum M-Bad gemacht und verpachten den Sportpark ihrerseits an die Olympiapark GmbH. Diese, von der Stadt mit jährlich etwa 13 Millionen Euro unterstützt, muss nur noch die Gebäude mit Veranstaltungen füllen.

Ohne Sponsorengelder geht's nicht

Seit Jahren schon hilft ihr dabei die 1990 gegründete S&K Marketingberatung GmbH mit Sitz in München, die für den Partnerpool mit derzeit acht Sponsoren (darunter Langnese, Löwenbräu, Adidas und Coca-Cola) zuständig ist.

S&K-Geschäftsführer Klaus Cyron war auch bei Fußball-Weltmeisterschaft 2006 Ansprechpartner für die Firmen, die beim großen Fan-Fest mitmischen wollten. Anfangs hielt Fedor Radmann, 1972 Touristik-Chef der Münchner Olympischen Spiele, bei S&K die Fäden in der Hand. Als Radmann dann Vizepräsident des Organisationskomitees für die Fußball-WM 2006 wurde, verkaufte er seine Anteile an Cyron.

Der Treffpunkt-Pool der Olympiapark-Sponsoren wird jedes Jahr mit etwa 1,1 Millionen Euro gefüllt. Ein Teil dieses Geldes wird, wie jetzt bekannt wurde, dazu benutzt, das Defizit von Veranstaltungen wie der ,,Weinwelt'' oder der ,,Winterwelt'' zu verringern. Die Sponsoren trugen in diesen Fällen etwa 30 Prozent der Gesamtkosten. Ohne diese Partner, so die Olympiapark GmbH, wären aber auch andere Veranstaltungen wie Mini-München oder der Kinder-Kultursommer nicht mehr finanzierbar.

© SZ vom 20.08.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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