15 Monate nach der Tat:Messerstecher vor Gericht

Der Messerstecher vom S-Bahnhof Grafing kommt 15 Monate nach seiner Tat vor Gericht. Dem 28-Jährigen wird Mord und versuchter Mord in drei Fällen vorgeworfen. Er soll am 10. Mai 2016 am S-Bahnhof der Kleinstadt im Landkreis Ebersberg Passanten mit einem Messer attackiert haben. Dabei kam ein 56 Jahre alter Fahrgast ums Leben, drei weitere Männer wurden durch die Stiche teils lebensgefährlich verletzt. Das Motiv des Täters war rätselhaft. Der Mann hatte nach seiner Festnahme wirre Angaben gemacht und war deswegen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Schon kurz vor der Tat hatte er sich in einem Gießener Krankenhaus stationär behandeln lassen. Die Anklage liest sich erschreckend: Der damals 27-Jährige soll zunächst einen Mann auf dem Bahnsteig mit einem Messer in der Hand verfolgt haben. Am Bahnhofsplatz soll er diesen laufengelassen und von hinten auf einen anderen Passanten eingestochen haben. Das Messer erwischte den 56-Jährigen am Hals. Er versuchte zu fliehen, doch der mutmaßliche Täter stürzte hinterher, bis in eine S-Bahn hinein. Dort lag das Opfer auf dem Boden, der junge Mann soll neunmal zugestochen haben.

Das Landgericht München befasst sich von diesem Montag, 7. August, an mit dem Fall und muss entscheiden, ob der Mann schuldfähig war. Für den Prozess sind fünf Verhandlungstage angesetzt. Ein Gutachten attestiert dem 28-Jährigen eine "bipolare affektive Störung", eine Form von Verfolgungswahn, die sich am Abend vor der Tat dem Anschein nach umkehrte. Sollte sich das Attest im Prozess so bestätigen, käme es wohl zu einer dauerhaften Unterbringung in einer Psychiatrie.

© SZ vom 07.08.2017 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: