14 Millionen Euro Umsatz jährlich:Das Beste aus Italien

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Angefangen hat Roberto Farnetani in einem Tiefgaragenlager, heute macht die Firma 14 Millionen Euro Umsatz. (Foto: Stephan Rumpf)

Feinkosthändler Roberto Farnetani feiert das 35-Jährige seiner Firma

Von Franz Kotteder, München

Soll keiner sagen, dass die Italiener nicht feiern können. Roberto Farnetani hat für das 35-jährige Bestehen seines Betriebs jedenfalls den Postpalast an der Hackerbrücke gemietet. Als Feinkosthändler muss man seinen Mitarbeitern und den vielen Kunden schon etwas bieten. Genaugenommen tut er das schon seit 1982, und das nach wie vor mit wachsendem Erfolg.

Eigentlich war er damals, 1980, mit Mitte 20 ja nur als Nothelfer nach München gekommen. Geboren in dem toskanischen Bergdorf Radicofani als Kind einer großen, aber armen Familie, hatte er eine Lehre in einem Hotel hinter sich und dann als Kellner in Grand Hotels in Florenz und am Monte Amiata gearbeitet. Sein Bruder, der damals bereits in München lebte und eine kleine Pizzeria führte, hatte dann aber einen schweren Autounfall und brauchte Hilfe im Lokal, weil auch seine Frau im Krankenhaus war - zur Entbindung. Und so fuhr Farnetani Knall auf Fall an die Isar. Übergangsweise, wie er glaubte. Er arbeitete als Kellner im Lokal seines Bruders, bald kam seine damalige Verlobte nach, und sie lebten sich ein. Als dann der Bruder wegen eines weiteren Unglücksfalls in der Familie - der fünfjährige Sohn verlor alle fünf Finger einer Hand in einem Fleischwolf - das Lokal aufgab, kam Farnetani auf die Idee, sich selbständig zu machen: als Weinhändler. Denn er hatte festgestellt, dass Chianti ziemlich gut ankam in München, Anfang der Achtzigerjahre.

Die Anfänge seines Weinhandels waren dann freilich abenteuerlich: Alles begann mit zwei gemieteten Tiefgaragenplätzen in Pasing, wo er sein Lager hatte und die Kartons stapelte. Das Weingut Cantina delle Chintigiane bei San Gimignano hatte ihm als jungem Neuling eine Chance gegeben, und so vertrieb er nun also Chianti, den er mit seinem kleinen VW Golf ausfuhr. Mit der Zeit erweiterte er die Produktpalette um Wermut und schließlich auch um Parmesan. Den Lieferanten kannte er noch aus der Pizzeria, und so ging's weiter. Nach und nach wurde das Unternehmen größer. Farnetani tat sich mit Partnern zusammen, um das Wachstum zu bewältigen.

Heute hat er mehr als 4800 verschiedene Artikel im Angebot, es gibt ein großes Lager in Allach und einen Supermarkt mit 600 Quadratmetern für Endverbraucher in Pasing. Die Firma macht einen Jahresumsatz von gut 14 Millionen Euro, gut vier Fünftel davon erwirtschaftet Farnetani in München. Der Flughafen gehört ebenso zur Kundschaft wie Hotels und ein Großteil der italienischen Restaurants in der Stadt. Die werden immer besser, sagt Farnetani: "Früher waren es zu 90 Prozent Pizzerien, dann kamen die Trattorien, schließlich die gehobene Gastronomie." In den Jahren seit 1982, als er sich selbständig machte, sei die Qualität der rund 600 italienischen Lokale "um 300 Prozent" gestiegen. Auch die Kundschaft sei anspruchsvoller geworden und kenne sich sehr gut aus, was italienische Spezialitäten angehe.

Zusammen mit seinen Partnern Stefano Giorgi und Guiseppe Campione will Roberto Farnetani noch bis Ende 2018 die Geschäfte führen. Dann übergibt er die Führung des Betriebs an seine beiden Söhne Federico, 30, und Lorenzo, 16. Beide besitzen jetzt schon einen Anteil von jeweils 25 Prozent an der Firma. "Man muss die Kinder freilassen", sagt Farnetani, "sie müssen sich auch etwas aufbauen können." Freiberuflich, sagt er, möchte er danach noch mitmischen; so ganz lassen kann er doch nicht von seinem Lebenswerk. Jetzt aber wird erst einmal gefeiert, 35 Jahre sind ja doch eine lange Zeit voller Erlebnisse und Erfahrungen, über die man viel zu erzählen hat.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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