1300 Aussteller in sieben Hallen:Jetzt erst einmal Europa

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Zwar ist Ägypten das Partnerland der diesjährigen Reise- und Freizeitmesse Free, gefragt sind dort aber vor allem Wohnmobile, um das nähere Ausland zu erkunden. Insbesondere von den Über-50-Jährigen, für die es viele Angebote gibt

Von Thomas Jordan

Knapp einen Meter lang und 45 Zentimeter breit ist der Rucksack, der den Wassersport revolutionieren könnte. Auf die Waage bringt er ein Gewicht von acht bis zehn Kilo. Mehr braucht man nicht, um in Zukunft Surfen oder zum Stand-up-Paddeln zu gehen. Keine mühsame Montage des vier Meter langen Longboards auf dem Autodach mehr, und auch das Gequetsche in den öffentlichen Verkehrsmitteln kann man sich sparen. "Segel, Surfbrett, Paddel und Pumpe, das können sie alles im Rucksack verstauen," sagt Thomas Richter, der die aufblasbaren Sportgeräte vertreibt - und sie in diesen Tagen auf der Reise- und Freizeitmesse Free präsentiert.

Auf einer großzügigen Seenlandschaft in Halle A6 der Messe können die Besucher den Trendsport aus den USA selbst ausprobieren. Er zieht vor allem Menschen über 50 Jahren an. Denn Stand-up-Paddeln ist kein rasanter Actionsport. Ganz im Gegenteil: Wer sich mit dem aufblasbaren Surfbrett aus Polyamid-Plastikfasern aufs Wasser begibt, "trainiert die Rumpf- und Stützmuskulatur", wie Richter sagt. Geht es doch darum, auf dem Surfbrett stehend die Balance zu halten und sich langsam paddelnd vorwärts zu bewegen. Dank einer speziellen Verarbeitungstechnik der Plastikfasern im Inneren des Surfbretts muss man nicht befürchten, wie bei der heimischen Luftmatratze in der Mitte einzuknicken. Das aufgepumpte Board ist hart wie Holz. Mit einem echten Surfbrett lässt sich das, was Sportlichkeit und Geschwindigkeit angeht, allerdings nicht vergleichen, dafür könne man Stand-up-Paddeln im Gegensatz zum Profi-Surfen aber innerhalb eines Tages lernen, sagt Richter.

Beim Gang durch die Hallen der Freizeitmesse sieht man viele Menschen in gut gefütterten Outdoorjacken zwischen 50 und 60 Jahren, die interessiert in Richtung der Hallen B3 und B4 schlendern. "Die Kinder sind aus dem Haus und jetzt will man was erleben", sagt Michael Kraechter, der auf der Messe am Stand für Reisemobile steht. "Und zwar aus dem Bauch heraus, ganz spontan, dorthin, wo ich will." Gerade weil die Weltlage unsicherer geworden sei, beschere das der Reisemobil-Branche Zuwächse. "Die Leute wollen wieder Europa erkunden", sagt Kraechter.

Und der Boom wird auf der diesjährigen Free auch offenkundig: Zum ersten Mal haben die Veranstalter zwei eigene Hallen dafür reserviert. Die Auswahl beginnt schon beim einfachen Kastenwagen, in den man für etwa 1000 Euro zwischen Kofferraum und Rückbank ein schlichtes Doppelbett einbauen lassen kann. Der Zweitwagen eignet sich damit auf einmal auch für spontane Kurztrips. Am anderen Ende der Luxusskala ist mit 80 000 Euro für 7,5 Meter lange Wohnmobile noch lange nicht Schluss. Irgendwo dazwischen liegen die eigentlichen Renner: Umgebaute Kleinbusse, wie der VW-Transporter, mit denen man auch länger auf Reisen gehen kann. Dort, wo sich sonst die mittlere Sitzreihe befindet, ist eine Kochnische eingebaut, dahinter ein ausklappbares Doppelbett, auch eine herausnehmbare Nottoilette ist vorhanden. Und wer will, kann den Sonnenuntergang bei aufgeklapptem Panoramadach genießen.

Nach Ägypten fährt man damit vielleicht nicht, auch wenn das das diesjährige Partnerland der Freizeitmesse ist. "Die Vielfalt" ist es, die Claudia Ataalla am Stand von Ägypten in der Halle B5 ins Schwärmen geraten lässt. "Kultur über und unter Wasser, die Pyramiden von Kairo und die Naturschönheit der pilzartigen Gesteinsstelen der weißen Wüste" - das sind die Argumente, mit denen die Reiseveranstalterin ihr Zielland bewirbt. Spricht man sie auf die Sicherheitslage und die Gefahr von Terroranschlägen im Nahen Osten an, wiegelt sie ab: Kairo sei so unsicher wie jede andere Großstadt der Welt auch.

Auf Bayerns größter Freizeitmesse präsentieren mehr als 1300 Aussteller ihre Angebote - in sieben Ausstellungshallen. Die Free läuft noch bis Sonntag und hat täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Eintrittskarten kosten vor Ort zehn und im Internet sieben Euro, für Kinder vier Euro.

© SZ vom 23.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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