115, 80, 50:Jubiläums-Dynastie

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Mit dem Transparent "Wir gratulieren zum Tripple" feierten die Stammgäste die Wirtefamilie Heide in der Bräurosl. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Festwirtsfamilie Heide von der Bräurosl hat in diesem Jahr ziemlich viel zu feiern

Von Franz Kotteder

"Wir gratulieren zum Tripple!", steht auf dem Transparent, das die Stammgäste der Bräurosl pünktlich um 14 Uhr von der östlichen Galerie entrollen, so dass man es im ganzen Zelt gut sehen kann. Drei gute Gründe gibt es zum Feiern, sagt auch Brauerei-Chef Andreas Steinfatt bei seiner kurzen Ansprache vom Musikpodium aus: Die Bräurosl steht seit genau 115 Jahren auf der Wiesn, die Festwirtsfamilie Heide führt sie seit 80 Jahren und ist damit die zweitälteste Wiesndynastie nach den Schottenhamels. Und dann ist Wirt Georg Heide heuer auch noch im 50. Jahr auf dem Oktoberfest tätig.

Heide kann sich gut daran erinnern, weil er damals mit 14 Jahren seine Ausbildung an der Pasinger Hotelfachschule Kermeß machte und für die Wiesnnachmittage freigestellt wurde - heute würde man das wohl "berufsbezogenes Praktikum" oder "Studiengang Festzeltleitung und Massengastronomie" nennen. Der junge Heide mischte da schon überall mit, in der Hendlbraterei, im Büro, beim Ausschank. "Nur das Kellnern lag mir nicht so", erzählt er, "aber damals hatten wir sowieso nur Frauen als Bedienungen im Zelt."

Damals hatten die Heides schon 30 Jahre lang die Bräurosl - jenes Zelt, das nach der Brauerstochter Rosi Pschorr benannt war, die Anfang des 20. Jahrhunderts angeblich jeden Abend mit einer Maß Bier auf einem Brauereigaul nach Hause ritt. Vater Willy Heide hatte das Zelt schon 1953 übernommen und wurde später Sprecher der Wiesnwirte. 1985 erfand er das Standkonzert der Wiesnkapellen bei der Bavaria. "Damals gab es noch keine Bühne", erinnert sich Sohn Georg, "man dirigierte auf einem Fass. Beim ersten Mal standen die Gäste erwartungsvoll auf den Treppenstufen zur Bavaria, dabei sollten dort ja die Musiker auftreten." Die Umgruppierung von Kapellen und Publikum erforderte dann wohl die ganze Gestaltungskraft eines Festwirts: "Wir hatten ja bloß zwei Ordner."

Georg Heide ist keiner von denen, die groß aufs Blech hauen, und so verrät er auch nur ganz nebenbei, dass es eigentlich noch einen weiteren Grund zum Feiern gäbe: "Ich bin nämlich auch im 30. Jahr eingetragener Wiesnwirt, mein Vater hat mich damals offiziell mit aufgenommen", erzählt er und schmunzelt. Das wäre dann ja ein astreines Quadrupel - die Stammgäste werden froh sein, dass sie das nicht auf das Transparent schreiben mussten, wo ihnen doch beim Triple schon ein "P" zu viel reingerutscht ist.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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