100 Jahre Patrona Bavariae - Feier am Samstag - Maria in der Stadt:Die Allerheiligste

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13 Pfarrkirchen sind Maria in München geweiht, mehrere Kapellen - und unzählige Wallfahrtsorte im ganzen Bistum

Von Jakob Wetzel

Warum gerade Maria? Keiner anderen Person im Kosmos der Heiligen sind mehr katholische Kirchen geweiht als ihr, zu niemand pilgern so viele Wallfahrer, und es gibt zu viele Mariengedenktage im Kirchenkalender, um sie alle zu nennen. Vor 101 Jahren, mitten im Krieg, gewährte Papst Benedikt XV. den Bayern ein Kirchenfest für die Muttergottes als Patrona Bavariae; vor 100 Jahren wurde es erstmals bayernweit gefeiert. Doch die Sonderrolle Marias reicht weiter zurück, weiter auch als 1616, als Kurfürst Maximilian I. sein Land unter Marias Schutz stellte und eine bronzene Madonna als "Patrona Boiariae" an der Münchner Residenz anbringen ließ. Und die Sonderrolle sei auch kein bayerisches, sondern ein gesamtkatholisches Phänomen, sagt Roland Götz vom Archiv des Erzbistums München und Freising. In der bayerischen Hauptstadt, in der jetzt Jubiläum gefeiert wird, ist diese Bedeutung dennoch besonders gut greifbar. Da sind schon die nackten Zahlen. Alleine an Pfarrkirchen, die unmittelbar der Muttergottes geweiht sind, zählt das Erzbistum in München 13 Stück, dazu kommen drei Neben- und zwei Filialkirchen, sechs Marienkapellen sowie zwei weitere Kirchen, die der Heiligen Familie geweiht sind. Und diese Rechnung ist nicht einmal vollständig, denn die Kirchenverwaltung führt nicht Buch, wem jede einzelne Privatkapelle in der Stadt zugeordnet ist.

Ähnlich dominant ist Maria als Ziel von Pilgern, auch in München. Seit dem Spätmittelalter überstrahle sie in dieser Hinsicht jeden anderen Heiligen, sagt Götz. Jahrhundertelang zogen Wallfahrer nicht nur in die ausgewiesenen Wallfahrtskirchen wie Maria Thalkirchen, Maria Ramersdorf oder auch ins Umland nach Maria Eich in Planegg. Der Leiter des Kirchenarchivs Peter Pfister und der Kunsthistoriker Hans Ramisch haben 1988 alleine im Erzbistum 88 Marienwallfahrtsorte ermittelt, von denen manche freilich nur lokal bedeutend waren und andere mit der Zeit vergessen worden sind. Pilger zogen demnach unter anderem auch zu Gnadenbildern in der Frauenkirche, in der Dreifaltigkeits-, der Herzogspital- und der Mariahilfkirche sowie zur Hammerthaler Muttergottes in der Augustiner-, später in der Heilig-Geist-Kirche.

Warum Maria? Archivar Götz fällt die Antwort leicht. Als Mutter von Jesus sei Maria eben in einer unvergleichbaren Position. Spätestens im ausgehenden Mittelalter habe sich Maria fest und herausgehoben in der Volksfrömmigkeit etabliert. Dass die Fürsten Bayerns sie zur Patronin des Landes machten und ihre Verehrung förderten, habe darauf bereits aufgebaut.

Zumindest eine Sonderrolle kommt aber auch München zu. 1841 wurde hier die erste Marienandacht in Deutschland gefeiert, in der Klosterkirche der Schwestern vom Guten Hirten in Haidhausen, wo heute das Kirchliche Zentrum an der Preysingstraße steht. König Ludwig I. hatte die Schwestern aus Frankreich nach München gerufen, damit sie sich um die Mädchenbildung kümmerten. Die Ordensschwestern brachten den Brauch der Marienandacht mit, der im romanischen Raum längst verbreitet war. Die Andachten fanden in München Anklang und von hier aus auch im Rest des Landes.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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