USA:Labil

Die amerikanische Demokratie wird Donald Trump überleben. Aber nur mit Mühe.

Von Hubert Wetzel

Wären die USA eine etwas weniger gefestigte Demokratie, wären Donald Trumps diktatorische Instinkte etwas stärker ausgeprägt, wäre er nicht nur ein narzisstischer Hallodri, sondern ein harter Autokrat, dann müsste man jetzt Angst haben um Amerika. Denn was der Präsident veranstaltet, kommt einem Umsturzversuch recht nahe: Donald Trump gefällt das Wahlergebnis nicht, das ihn als Verlierer und Joe Biden als künftigen Präsidenten ausweist. Deswegen will er den Wählerwillen aushebeln, sich durch Tricks zum Gewinner erklären lassen und die Vereidigung des rechtmäßigen Siegers verhindern.

Das ist keine böswillige Interpretation der Vorgänge in Washington, sondern eine Beschreibung der Realität. Trumps Verbündete breiten diesen Plan in Gesprächen mit Journalisten bereitwillig aus. Der Präsident traf sich am Freitag mit republikanischen Parlamentariern aus Michigan, um sich ihre Hilfe zu sichern. Und sein Anwalt Rudy Giuliani hat in mehreren Bundesstaaten Klagen eingereicht, in denen er die Gerichte auf der Grundlage von frei erfundenen Betrugsvorwürfen auffordert, Biden den Wahlsieg ab- und diesen Trump zuzuerkennen.

Nach jetzigem Stand haben diese Winkelzüge keine Aussicht auf Erfolg. Aber allein, dass man das hinzufügen muss - nach jetzigem Stand -, und allein, dass Trump tut, was er tut, ohne dass die Republikanische Partei ihn empört aus dem Weißen Haus jagt, zeigt, wie labil Amerikas Demokratie in Wahrheit ist. Sie wird Donald Trump wohl überleben, aber nur mit Mühe.

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