Slowakei:Vom Sorgenkind zum Musterschüler

Die gierigen Eliten verlieren ihre Macht, endlich geht das Land gegen die Korruption vor.

Von Viktoria Großmann

Vor einiger Zeit war die Slowakei das Sorgenkind unter den vier Visegrád-Staaten. Die Slowakei war nicht nur der Nachzügler, als es um den Nato-Beitritt ging. Sie wurde zum Mafia-Staat. Das erfolgreiche Theaterstück "Elity" erzählt davon, wie nach 1989 die alten Unterdrücker-Eliten durch neue, gierige Eliten abgelöst wurden, die in einer ungezügelten Privatisierungswelle das Land unter sich aufteilten. Ausdruck dieser Gier war nicht zuletzt die Teilung der Tschechoslowakei zum 1. Januar 1993, die Václav Havel nicht verhindern konnte.

Ein paar Absprachen, ein paar Gefallen - das geht leicht in einem Land mit 5,4 Millionen Einwohnern, in dem jeder jeden kennt und der Präsident der Mann ist, dem das Ferienhäuschen nebenan gehört. Doch es hat immer Kräfte gegeben, die sich für einen anständigen Staat einsetzten. Es gab Geheimdienstmitarbeiter, die Gespräche über illegale Millionendeals aufzeichneten - sie wurden entlassen, die Aufnahmen verschwanden. Die Medien waren es immer wieder, die solche Dinge ans Licht brachten.

Unter der neuen Regierung, die seit März im Amt ist, werden seit Jahren bekannte Skandale endlich auch juristisch aufgearbeitet. Die Wahl des neuen Generalstaatsanwalts, der von der alten Elite mit dem Tod bedroht wurde, ist ein weiteres Zeichen dafür, dass die Slowakei auf dem Weg ist, zum Musterschüler unter den Visegrád-Staaten zu werden.

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