Für einen Titan ist Emmanuel "Manny" Pacquiao relativ klein, nur 1,66 Meter hoch. Aber im Boxring, da war Pacquiao einer der Größten - immer im Vorwärtsgang, mit links wie rechts hart zuschlagend. Pacquiao ist der einzige Profiboxer in der Geschichte, der in sieben Gewichtsklassen anerkannter Boxweltmeister wurde: vom Fliegengewicht (bis 50,802 kg) bis zum Superweltergewicht (bis 69,853 kg). Nicht nur wegen seines Rekordes, sondern auch wegen seiner Fairness und Freundlichkeit war Pacquiao als Sportler ein Publikumsliebling. Er selber sagte meistens nicht viel, weder nach einem Sieg (62 Mal) noch nach einer Niederlage (sieben Mal).
Seine Geschichte wurde immer wieder erzählt: Wie er als Preisboxer in der Provinz anfing, sich für ein paar philippinische Pesos prügelte, einfach nur um Essen auf den Tisch zu bekommen, und schließlich zum Dollarmillionär wurde, mit Kämpfen gegen Männer wie Floyd "Money" Mayweather.
Seinen ersten Weltmeistertitel hatte er gegen den Thailänder Chatchai Sasakul gewonnen. Boxen ist in Thailand Volkssport, aber auch auf den Philippinnen populär, nicht zuletzt durch den legendären Schwergewichtskampf zwischen Muhammad Ali und Joe Frazier, dem "Thrilla in Manila" von 1975.
Doch selten schafft es einer der kleinen Titanen, zum Weltstar zu werden. Lange bevor Pacquiao in die Politik ging, galt er bereits als Volksheld - im gesamten asiatischen Raum. Es war also keine große Überraschung, dass der erzkatholische Manny Pacquiao im Mai 2010 die Kongresswahlen in der Provinz Sarangani gewann und daraufhin deren Vertreter im Repräsentantenhaus wurde. 2016 wurde er in den Senat gewählt.
Anfang Dezember berief ihn Präsident Rodrigo Duterte sogar zum Vorsitzenden der regierenden PDP-Laban-Partei. In dieser Funktion trat Pacquiao als Fürsprecher der philippinischen Polizei auf: Die Bürger sollten "mehr Liebe und Fürsorge" für die Beamten zeigen, damit diese ihren Job engagiert machen könnten, forderte er. Vorangegangen war ein landesweiter Aufschrei, nachdem ein Polizist nach einer Streiterei die 52-jährige Sonia Gregorio und ihren 25-jährigen Sohn erschossen hatte - ein Vorgang, der sogar dem notorisch gewaltverherrlichenden Staatschef Duterte zu weit gegangen war.
Duterte, der 2016 zum Präsident gewählt wurde, prahlte im Wahlkampf damit, als Bürgermeister auch mal selber zur Waffe gegriffen und für Zucht und Ordnung gesorgt zu haben. Doch Duterte ist mittlerweile 75 Jahre alt. Seit er Pacquiao zum Vorsitzenden der PDP-Laban-Partei gemacht hat, wird spekuliert, dass der 42-jährige Ex-Weltmeister ihm nachfolgen könnte.
Pacquiao scheint sich zu diesem Zweck noch weiter rechts von Duterte zu positionieren. Er setzt sich außerdem für die rasche Wiedereinführung der Todesstrafe ein, um die Opfer von Verbrechen schneller und effektiver zu ihrem Recht kommen zu lassen.
Dabei verprellte er bereits vor vier Jahren Fans mit seinen extremen Aussagen. Homosexuelle seien "schlimmer als Tiere", sagte Pacquiao. Er verlor daraufhin seinen Sponsorenvertrag mit dem Sportartikelhersteller Nike und entschuldigte sich, falls er jemanden beleidigt haben sollte. Doch dann legte er per Instagram noch mal nach und bezog sich auf die Bibel: "Ich höre lieber auf Gottes Wort als auf die Versuchung des Fleisches."
Während also Muhammad Ali durch seine politischen Aussagen außerhalb des Rings zeigen konnte, dass er der Größte war, arbeitet Pacquiao an der Selbstverkleinerung. Weder sein Verstand noch sein Herz scheinen so groß zu sein, wie die Box-Fans dachten. Für seine zukünftigen Wähler - die Philippinnen sind mit über 86 Prozent Bevölkerungsanteil ein stramm katholisches Land - könnte Manny Pacquiao sich gerade durch seine konservative Härte und extremen Positionen empfehlen.