Profil:Lloyd Austin

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(Foto: Pablo Martinez Monsivais/AP/dpa)

Irak- und Afghanistan-Veteran - und Joe Bidens Mann für das Pentagon.

Von Paul-Anton Krüger

Der designierte US-Präsident Joe Biden will offenbar den pensionierten Vier-Sterne-General Lloyd Austin zum Verteidigungsminister ernennen. Der 67-Jährige wäre der erste Schwarze an der Spitze des Pentagons. Austin hatte unter Präsident Barack Obama das Central Command geführt, das für den Nahen Osten und Afghanistan zuständige Regionalkommando der US-Streitkräfte, und die Einsätze im Irak, in Syrien, Jemen und Afghanistan befehligt. Biden hat damals als Vizepräsident Vertrauen zu ihm gefasst und Austin als sicherheitspolitischen Berater in sein Übergangsteam geholt.

Der gelernte Infanterist, zu Beginn seiner Laufbahn auch in Deutschland stationiert, gilt als zurückhaltender und weniger politisch als andere für das Amt gehandelte Namen - Kritiker lasten ihm an, sich politischen Vorgaben zu beugen, auch wenn diese der Logik der militärischen Operationsführung zuwiderlaufen. Biden hatte als Vizepräsident mit Argwohn begleitet, wie prominente Generale wie David Petraeus ihre Vorstellungen für die Militärstrategie in Afghanistan und im Irak gegen das Weiße Haus durchgesetzt hatten. Austin dagegen führte das Kontingent von damals 50 000 Soldaten im Irak, ohne die Bühne der Öffentlichkeit zu suchen. Zudem hat er sich tiefgreifend mit Logistik beschäftigt, was ihn prädestiniert für eine Rolle des US-Militärs bei der Verteilung von Corona-Impfstoffen.

Austin befehligte die Operationen gegen die Terrormiliz IS

Austin trat 1975 in die Armee ein, maßgeblich geprägt wurde seine Laufbahn aber von den Einsätzen nach den Anschlägen des 11. September 2001. Er war als Offizier 2003 am Vorstoß auf Bagdad beteiligt und kommandierte später in Afghanistan eine Gebirgsjäger-Division. 2008 stieg er auf zum Befehlshaber der multinationalen Truppen im Irak, danach arbeitete er im Generalstab. Als Centcom-Kommandeur befehligte er die Militäroperationen gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien.

Sollte er vom Senat bestätigt werden, müsste er mit dem Weißen Haus darüber entscheiden, ob der von Trump eingeleitete rasche Teilrückzug aus Afghanistan und aus dem Irak fortgesetzt wird - und darüber, ob wie von Trump geplant, ein Drittel der 35 000 in Deutschland stationierten US-Soldaten in andere Nato-Staaten oder zurück in die USA verlegt werden. Aus dem Nahen Osten und Afghanistan ist Austin die Bedeutung der in Deutschland gelegenen US-Einrichtungen für diese Einsätze bewusst.

Absolvent der Militärakademie West Point

Eine Zustimmung des Senats gilt nicht als sicher: Austin bräuchte eine Ausnahmegenehmigung, weil er nach 41 Jahren beim Militär erst im März 2016 aus dem aktiven Dienst ausgeschieden war, aber eine Wartezeit von sieben Jahren vorgeschrieben ist. Zuletzt hatte der Senat 2017 eine solche für Trumps Verteidigungsminister James Mattis bewilligt, führende Demokraten hatten sich aber gegen weitere Ausnahmen ausgesprochen. Im Kongress befürworten viele zudem eine strenge zivile Aufsicht über das Militär. Es gibt Zweifel, ob ein Ex-General die parteiübergreifend als notwendig erachteten Reformen und die strategische Neuausrichtung des US-Militärs hin zu der Großmacht-Konkurrenz mit China energisch vorantreiben würde. Linke Demokraten kritisieren zudem, dass Austin nach seiner Pensionierung beim Rüstungskonzern Raytheon eine leitende Funktion übernahm.

Für Austin spricht, dass er die gerade in den Mannschaftsrängen deutlich über dem Durchschnitt der Bevölkerung vertretenen Schwarzen und andere Minderheiten repräsentieren würde. Zudem wäre seine Karriere Ansporn und Vorbild. Austin absolvierte die Militärakademie West Point. Er wuchs in Thomasville im Bundesstaat Georgia auf. Von dort stammte ebenfalls Henry O. Flipper, der als Sklave geboren wurde und 1877 als erster Schwarzer die Akademie absolvierte. Auch setzt sich die Gruppe der Schwarzen unter den Demokraten im Kongress für ihn ein; Biden wiederum hat seinen Wahlsieg nicht zuletzt den Schwarzen zu verdanken.

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