Österreich:Lachhafte Schlamperei

Diplom und Promotion der österreichischen Ministerin Christine Aschbacher beruhen auf Arbeiten, die man keinem Schüler durchgehen lassen würde. So blieb nur der Rücktritt.

Von Cathrin Kahlweit

In Österreich gibt es zwar Hunderte Titel. Schon ein einfacher Magister macht in einem Land, in dem ein versierter Ober praktisch jeden Kunden bei der Begrüßung per Titel zum Ehrengast befördert, auf der Visitenkarte oder in der E-Mail-Signatur etwas her. Mit der Bologna-Bildungsreform wurde die Titelsucht aber schon eingedämmt, außerdem hat auch im Land der Kommerzialräte und Kammersänger nur jede knapp zweite Führungskraft einen akademischen Titel. Die Wirklichkeit nagt also zunehmend am Klischee.

Umso peinlicher ist der tiefe Fall der bisherigen österreichischen Arbeitsministerin Christine Aschbacher. Sie trat am Samstag wegen Plagiatsvorwürfen zurück, obwohl diese noch nicht einmal letztgültig bewiesen sind. Aber die ganze Nation lacht so laut über ungelenke Texte und peinliche Zitate, dass ihr nichts anderes übrig blieb.

Es gibt Plagiatoren, die einem fast leidtun können. Ihre Plagiate liegen Jahrzehnte zurück, sie haben unter quasi prähistorischen Bedingungen geforscht und geschrieben und danach eine makellose Karriere hingelegt. Der Fall Aschbacher liegt anders: Diplom und Promotion basieren auf Arbeiten, die man - sprachlich und inhaltlich - kaum einem Schüler durchgehen ließe. Manches wirkt, als sei es mittels Copy und Paste und Google Translate entstanden und nicht noch einmal gelesen worden. Das neue Universitätsgesetz in Österreich sieht eine Verjährung von Plagiaten nach 30 Jahren vor. Das ist richtig und angemessen. Es steht aber zu vermuten, dass Aschbacher ihren Titel früher verliert.

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