Österreich:Aufregen und ablenken

Für Sebastian Kurz kam der Ski-Streit wohl gerade recht.

Von Leila Al-Serori

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz setzt in der Ski-Debatte auf die berühmte österreichische Zwischenlösung: geöffnete Skipisten ja, geöffnete Hotels und Restaurants hingegen nein. Skisport soll also ab Weihnachten erlaubt werden, Urlaub untersagt. Wehe dem aber, der auf dem Weg zur Piste eine Landesgrenze überqueren muss: Einreisende aus Staaten mit Inzidenzwerten über 100 müssen ab 19. Dezember zehn Tage in Quarantäne. Das gilt für Deutschland derzeit, aber auch fast alle anderen EU-Länder.

Skifahren auf österreichischen Pisten bleibt damit vorerst den dort Lebenden vorbehalten. Fragt sich nur, warum Österreich vergangene Woche eine europaweite Debatte über den heimischen Skiurlaub ausgefochten hat. Vermutlich zur Ablenkung. Denn die Corona-Zahlen und Todesfälle sind weiterhin dramatisch hoch.

Der Ski-Streit kam wohl gerade recht, österreichische Politiker konnten sich öffentlichkeitswirksam über die Bevormundung durch die Nachbarländer aufregen, die eine europaweite Schließung der Skigebiete und Verzicht auf den Winterurlaub forderten. Als Feindbild wurde auch schnell die EU auserkoren, die zwar gar nicht zuständig wäre für solch ein Verbot, aber von Wien sogleich zu Kompensationszahlungen aufgefordert wurde. Nun zeigt sich: Die Aufregung war mehr als umsonst.

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