Nato:Guter Anfang, immerhin

Der neue US-Verteidigungsminister bespricht mit seinen Kollegen Afghanistan - und zwar konstruktiv.

Von Matthias Kolb

Wer sich über die Lage in Afghanistan informieren will, findet alles in einem 84-seitigen Bericht. Die Fachleute der vom US-Kongress eingesetzten "Afghanistan Study Group" halten nichts davon, die letzten US-Soldaten Ende April auszufliegen, wie Donald Trump dies plante. Ein übereilter Abzug würde zum Kollaps in Afghanistan führen und so auch die Sicherheit der USA gefährden.

Gerade US-Politiker sollten Seite 6 des Berichts nicht überblättern. Sie beschlossen 2001 den Einsatz in Afghanistan, damit das von den Taliban regierte Land kein Rückzugsgebiet von Terroristen bleibt. Die USA waren nicht alleine: "Unsere Nato-Verbündeten haben uns immer unterstützt und Opfer gebracht", steht darin, "mehr als 1000 sind getötet worden."

Dass Joe Biden solche Fakten kennt, stabilisiert die Nato. Der Auftritt seines Verteidigungsministers Lloyd Austin beim virtuellen Treffen mit den Amtskollegen kam gut an, obwohl er nur wenige Details nennen konnte. Zu Recht gibt es zwei Wünsche: Biden soll zügig entscheiden - und die Sicherheit der Partner berücksichtigen. Denn bleibt die Nato nun doch noch länger in dem Land, hat dies ja nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile: Es steigt die Anschlagsgefahr für alle Ausländer dort. Dieses Risiko lässt sich nur tragen, wenn man hinreichend konsultiert wurde.

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