Landwirtschaft:Erfolge, die wehtun

Die deutschen Bauern sind so leistungsfähig, dass ihnen der Ruin droht.

Von Michael Bauchmüller

Die deutsche Landwirtschaft ist so leistungsfähig, dass es schmerzt. Nirgends in Europa wird so viel Milch produziert, nirgends werden so viele Schweine gehalten. Deutsche Bauern haben ihre Ställe perfektioniert und ringen ihren Kühen die höchsten Leistungen ab, sie haben ihre Betriebe vergrößert und sind mittlerweile wettbewerbsfähiger als viele ihrer Kollegen in Europa. Und niemand leidet so sehr darunter wie die Bauern selbst.

Denn auf dem Weg zur Höchstleistung haben sich viele hoch verschuldet. Sie haben in Ställe investiert und in neueste Technologie. Sie können ihre Schulden nur abtragen, wenn sie leisten, leisten, leisten. Und weil sie leisten, leisten, leisten, gibt es Milch und Schweine satt und genug. Das drückt die Preise und macht es den Landwirten noch schwerer, ihre Schulden abzutragen. Aufhören, umsteigen können sie auch nicht - dafür haben sie zu viel investiert.

Dieser Tage protestieren Bauern bei Discountern, Molkereien, Schlachthöfen. Letztere sind - zusammen mit den Verbrauchern - die lachenden Dritten; günstiges Fleisch, günstige Butter und Milch nehmen sie gerne mit. Der Preis, das ahnen sie, ist hoch: Am Ende steht eine Landwirtschaft, die mit Bauern nicht mehr viel zu tun hat. Noch ist es nicht zu spät.

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