Corona:Bekenntnis zum kulturellen Leben

Der Staat schließt Theater und Museen - das ist so einfach. Im Gegenzug aber muss er sich viel mehr für Künstler und Veranstalter einsetzen.

Von Kia Vahland

Alle müssen ihre Kontakte verringern, um eine Katastrophe zu vermeiden. Deswegen ist es, einerseits, folgerichtig, wenn Bund, Länder und Kommunen mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Kultureinrichtungen im November dichtmachen. Andererseits tun sie das vor allem deshalb, weil sie es können. Schließlich sind sie Träger etlicher Theater, Museen, Opern und können so recht einfach dafür sorgen, dass Menschen sich weniger bewegen.

Was nicht heißt, dass der Besuch eines großen Konzertsaals mit guter Belüftung oder einer Ausstellung mit Einlasskontrolle gefährlicher wäre als eine U-Bahn-Fahrt oder ein Gang in die Kirche. Verlässliche Daten fehlen, aber dem Augenmaß nach zu urteilen erscheint das genaue Gegenteil plausibel.

Will die öffentliche Hand nicht so verstanden werden, dass ihr die Kultur nur zur Symbolpolitik taugt, muss sie jetzt über Schließungen hinaus handeln. Mehr noch als die staatlichen Kultureinrichtungen brauchen Kleinkünstler, Soloselbständige, freie Bühnen verlässliche Hilfe. Ob das Gießkannenprinzip - bis zu 75 Prozent Ausgleich für Novembereinbußen - dafür genügt, ist fraglich. 1,5 Millionen Menschen arbeiten in der Veranstaltungsbranche. Sie brauchen jetzt eine Perspektive. Ansonsten verarmt das Land bald intellektuell.

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