Belarus:Volles Risiko

Der Generalstreik ist das stärkste Druckmittel der Opposition. Geht er schief, wäre das ein schwerer Schlag für die Protestierenden.

Von Silke Bigalke

Der sicherste Weg für Alexander Lukaschenko, noch mehr Belarussen noch entschiedener gegen sich aufzubringen, ist weitere Gewalt. Insofern waren die Gummikugeln und Blendgranaten, welche die Polizei am Sonntag wieder auf die Protestierenden schoss, nicht nur brutal. Sie waren einen Tag vor dem drohenden Generalstreik auch besonders dumm.

Am Montag gingen dann gleich wieder Tausende auf die Straße, der Montag ist längst zum Tag der Seniorenproteste geworden. Diese Woche mischten sich Studierende dazu, die ihre Universitäten bestreikten. Der landesweite Generalstreik allerdings fiel trotz allem nicht so groß aus, wie es sich die Opposition wohl gewünscht hätte. Für viele Belarussen ist es etwas anderes, ihren Job und das Auskommen ihrer Familie zu riskieren als womöglich Prügel durch Sicherheitskräfte beim Protest.

Insofern bedeutete der Streikaufruf für die Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja ein Risiko. Er ist ihre stärkste Drohung und falls sie sich als zahnlos erweist, schadet das auch der Protestbewegung. Noch ist nichts entschieden: Die Streiks können Fahrt aufnehmen, wenn die Arbeiter Vertrauen fassen und daran glauben, dass die Gesellschaft sie notfalls auffängt. Erste Strukturen dafür, ein Hilfsfonds etwa, wurden bereits geschaffen. Zudem hat Tichanowskaja ihre Versprechen bisher gehalten und konsequent gehandelt. Machthaber Lukaschenko dagegen wirkt immer planloser.

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