Aktuelles Lexikon:Vollzeit

Über ein Maß, das für manche nie erfüllbar ist.

Von Meredith Haaf

Zu den uneingelösten Versprechen der Automatisierung und Digitalisierung gehörte einst, dass sich die Zeit, in der Menschen arbeiten müssen, verringern werde. Statistisch gesehen hat sich in Deutschland die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden in den vergangenen 150 Jahren halbiert, von etwa 70 auf durchschnittlich 34 Stunden pro Woche. Seit 1965 gelten 40 Stunden pro Woche offiziell als Vollzeit - in manchen Branchen liegt sie bei 35 Stunden. Vollzeit arbeiten: Das bedeutet aber in der deutschen Arbeitskultur mehr, als an fünf Tagen die Woche von 9 bis 17 Uhr einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen. Als wie wertvoll und einsatzbereit eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter gilt, hängt für manche noch immer an der Vollzeitfrage. Dabei wird angenommen, dass nur die Bereitschaft, sich tagsüber um nichts anderes zu kümmern als den Job, entscheidend für das Gelingen ist. Menschen, die dazu nicht willens oder in der Lage sind, etwa, weil sie Kinder haben, geraten dadurch in die sogenannte Teilzeitfalle. Insbesondere Frauen, die in Teilzeit arbeiten, wird dieser Umstand gern als karrierehinderlicher Makel angelastet. Das erlebte am Mittwoch die neue IT-Referentin der Stadt München, Laura Dornheim: Vor ihrer Wahl wurde sie im Stadtrat von einer CSU-Frau gefragt, ob sie denn jemals Vollzeit gearbeitet habe.

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