Aktuelles Lexikon:Rocken

Was eine Ankündigung des CSU-Chefs zur Bundestagswahl bedeutet

Von Boris Herrmann

Markus Söder sagt, CDU und CSU würden die Bundestagswahl "gemeinsam rocken". Das kann man als Versprechen oder als Drohung auffassen, vor allem ist es ein weiterer Beleg für den Niedergang der Rockmusik. Die war ursprünglich einmal als Bürgerschreck angetreten, aber spätestens seit Angela Merkel ihren Wahlsieg 2013 zu einem Lied der Toten Hosen feierte, ist öffentlich dokumentiert, wie schrecklich bürgerlich der Rock geworden ist. In seiner Verbform "rocken" musste der Rock gar seine Wandlung zu einer der gängigsten Politikerfloskeln ertragen. Vor der CSU und ihrem Chef hatten auch SPD, Grüne und FDP schon einmal angekündigt, diese oder jene Wahl beziehungsweise gleich die ganze Republik zu rocken. In den seltensten Fällen ist es dann auch so gekommen, aber das macht es für den Rock ja nicht besser. Der Ausdruck "Wir rocken das" ist so etwas wie die entschlossenere Variante von "Wir schaffen das" und wird besonders gerne von Menschen benutzt, die noch nie einen Probenraum von innen gesehen haben. Es ist der Lieblingsoptimismus des Krawattenträgers. Söder muss man immerhin zugute halten, dass er auf eine einigermaßen glaubwürdige Altrocker-Vergangenheit zurückblickt. Er war schon einmal in Lederkutte und Kiss-T-Shirt bei "Rock im Park" und wurde zu JU-Zeiten regelmäßig in der Nürnberger Disco "Das Dröhnland" gesehen.

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