Aktuelles Lexikon:Remissen

Von Christoph Gurk

Mangel ist man in Kuba seit Langem gewohnt, zuletzt aber hat sich die Krise verschärft: Erst blieben die Touristen weg wegen Covid-19, und nun könnten wegen US-Sanktionen bald auch noch die rund 400 Filialen von Western Union auf der Karibikinsel schließen. Ein riesiges Problem: Viele Exilkubaner schickten über das Unternehmen Geld in die alte Heimat. Dort sind diese Remissen genannten Überweisungen längst ein wichtiges Standbein der Wirtschaft geworden. Immerhin: Kuba ist damit nicht allein. In anderen Ländern entsprechen die Überweisungen einem Großteil der gesamtwirtschaftlichen Leistung, Tendenz steigend, bis jetzt. Die Pandemie hat viele Migranten ihren Job oder einen Teil ihres Einkommens gekostet, sie schicken weniger Geld in die alte Heimat. Um 40 Milliarden sinken die weltweiten Remissen vermutlich allein dieses Jahr, glaubt die Weltbank, das entspricht fast einem Zehntel dessen, was noch 2019 versendet wurde. Im Fall von Kuba kommt zu dem wirtschaftlichen Problem auch noch ein politisches. Western Union sagt, man bemühe sich um Lösungen. Dabei dürfte es dem Unternehmen weniger um das Wohlergehen der Kubaner gehen als vielmehr um das Geschäft: Für eine Überweisung aus den USA nach Kuba fallen derzeit satte 13,49 Prozent Provision an.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: