Aktuelles Lexikon:Kiffen

Manche brauchen es, um überhaupt in Stimmung zu kommen.

Von Paul Munzinger

Die Bild-Zeitung berichtete kürzlich über einen Mann aus Thüringen, der einen in vielerlei Hinsicht unglücklichen Notruf abgesetzt hatte. Der 34-Jährige wandte sich demnach hilfesuchend an die Polizei, weil seine Freunde ihm kein Cannabis abgeben wollten. Die Polizei rückte an, fand in der Wohnung aber weder Drogen noch Freunde. Dafür nahm sie den Anrufer mit, weil der per Haftbefehl gesucht wurde. Blöd gelaufen. Der Bild-Zeitung war die Geschichte wohl auch deshalb eine Meldung wert, weil sie sich im Kyffhäuserkreis zutrug - und damit völlig legal diesen Alliterationsrausch ermöglichte: "Kurioser Kiffer-Notruf im Kyffhäuserkreis." Wer nun aber auf die Idee kommt, dass der Kiffer mal ein Kyffer oder gar ein Kyffhäuser war, dessen sprachliche Wurzeln in Thüringen liegen, der irrt. Das Kiffen - die Tätigkeit ebenso wie das Wort - kommt aus dem Arabischen: al-Kaif bedeutet so viel wie "in Stimmung kommen" und wanderte im 19. Jahrhundert über das Englische nach Europa ein; in Deutschland breitet sich das Kiffen seit den Sechzigerjahren aus, sprachlich und auch sonst. Zwei Generationen später steht das Rauchen von Marihuana und Haschisch nun kurz vor der Legalisierung. Wie das Wort Kiffen kommt übrigens auch das Haschisch aus dem Arabischen. Es bedeutet Gras.

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