Aktuelles Lexikon:Kampfeinsatz

Hilfe bei der Truppenausbildung oder Selbstschutz zählen nicht dazu. Es muss schon ein Mandat geben, offensiv gegen einen Feind vorzugehen

Von Josef Kelnberger

Wenn Du in einem Loch bist, hör auf zu graben, lautet ein hilfreicher Spruch, an den sich die neue Linken-Vorsitzende Susanne Hennig-Wellsow besser gehalten hätte. In einem Interview-Format namens "Jung & Naiv" war sie vollkommen blank bei der Frage, wie viele und welche Auslands- und Kampfeinsätze die Bundeswehr derzeit leiste. Um den Schaden zu reparieren, twitterte sie hinterher, man könne doch die deutschen Kampfeinsätze googeln - und sie sollten nach dem Willen ihrer Partei alle beendet werden. Damit verschlimmerte sie die Blamage noch. Denn ihr Tweet enthielt eine offizielle Liste der Auslandseinsätze: Zwölf sind es derzeit auf drei Kontinenten, von der Westsahara bis Afghanistan, von Kosovo bis Südsudan. Etwa 3000 deutsche Soldatinnen und Soldaten sind dafür abgestellt. Aber es ist eben kein Kampfeinsatz, wenn die Bundeswehr hilft, den Luftraum zu überwachen, Truppen auszubilden oder den Staatsaufbau zu unterstützen. Der Kampfeinsatz ist ein rechtlich und militärisch nicht klar definierter Begriff. Er wird meist angewandt, wenn die Truppe ein Mandat hat, offensiv gegen einen Feind vorzugehen; Selbstschutz fällt nicht darunter. Streng genommen bestreitet die Bundeswehr derzeit nirgendwo einen Kampfeinsatz. Der letzte endete wohl mit dem Auslaufen des ersten Isaf-Mandats in Afghanistan.

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