Aktuelles Lexikon: Himmelfahrtskommando

Wer die Wahl hat, sollte den Schleudersitz bevorzugen.

Der seit dem Hinauswurf seiner allzu lebensfrohen Intendantin Patricia Schlesinger kriselnde Sender RBB sucht eine Nachfolge. Leicht wird das nicht, zumal der Vorsitzende des Rundfunkrates, Dieter Pienkny, nun sagte, man habe ihm den Posten als "Schleudersitz" und "Himmelfahrtskommando" geschildert. Die beiden Phänomene sind allerdings sehr unterschiedlich: Der Schleudersitz befördert den Piloten einer abstürzenden Maschine zwar Richtung Himmel, keineswegs aber in denselben. Im Gegenteil soll sein Leben ja gerettet werden, er kann noch den Fallschirm öffnen. Das Himmelfahrtskommando hingegen führt meist dazu, dass die daran Beteiligten in den Himmel fahren, was von alters her für den Tod steht. Schon in der barocken Dichtung heißt es: "die flucht vom paradeis, wird so zu himmelfahrten". Die Himmelfahrt der Maria wird - neben der von Christus selbst - im Katholizismus durch einen Feiertag gewürdigt. Das Wort Himmelfahrtskommando ist dem Militärischen entlehnt, in Gebrauch ist es wohl seit den Napoleonischen Krieges des frühen 19. Jahrhunderts. Gemeint waren Angriffe der ersten Linie oder jener Trupps, die vor dem Sturm Breschen in gegnerische Festungen sprengen sollten - die Chance, dies zu überleben, galt als sehr gering. Wer auch immer auf Schlesinger folgt, wäre mit dem Schleudersitz für den Notfall also deutlich besser bedient.