Aktuelles Lexikon:Gruppe Wagner

Brutale Söldnerarmee, die sich nach dem deutschen Komponisten benannt hat.

Von Frank Nienhuysen

Der Krieg dauert noch, aber die Wagner-Gruppe trumpft bereits auf. Vor wenigen Tagen verkündete sie, etwas voreilig, sie habe die ukrainische Stadt Soledar eingenommen. Das russische Verteidigungsministerium lobte die Wagner-Kämpfer als "mutig" und "aufopferungsvoll", der Kreml nannte sie gar "Helden". In Zeiten, in denen die russische Armee im eigenen Land wegen ihrer Rückzüge, Taktik und Ausrüstungsmängel kritisiert wird, unter anderem von Wagner-Chef Jewgenij Prigoschin, geriert sich die Söldnertruppe zunehmend als Einflussfaktor im russischen Ukraine-Feldzug. Das ist eine erstaunliche Dynamik, denn bis vor Kurzem hat Moskau so getan, als habe es mit der 2014 gegründeten Truppe nichts zu tun. Die Söldnergruppe trägt den Namen von Richard Wagner, da Dmitrij Utkin, Mitanführer der Schattenarmee, dessen Bewunderer ist - auch, weil Wagner als Hitlers Lieblingskomponist galt. Die Wagner-Gruppe hat in vielen Konfliktgebieten gekämpft, in Mali und anderen Ländern Afrikas, in Syrien, Libyen, seit 2014 in der Ukraine. Erst vor wenigen Tagen ist ein ehemaliger Wagner-Kommandeur nach Norwegen geflüchtet, der den Paramilitärs Menschenrechtsverletzungen, gar Hinrichtungen, vorgeworfen hatte. Nach US-Schätzungen gehören Wagner allein in der Ukraine 50 000 Kämpfer an, davon 40 000 rekrutierte Häftlinge und 10 000 Söldner, zumeist frühere Soldaten.

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