Aktuelles Lexikon:Genomsequenzierung

Erbgut-Bausteine und der Code des Lebens.

Von Christina Berndt

Während Computer Informationen in einer langen Abfolge von Einsen und Nullen codieren, besteht der Code des Lebens aus vier Variablen: Die chemischen Moleküle A, C, G und T, in immer neuen Kombinationen aneinandergereiht, bilden das Erbgutmolekül DNA und A, C, G und U bilden das Erbgutmolekül RNA, das etwa manche Viren anstelle von DNA besitzen. Die Abfolge der Erbgut-Bausteine bestimmt rein formal nur, welche Proteine der Körper bildet. Doch die Bedeutung ist riesig: Von der Sequenz der Bausteine hängt es ab, ob Leben möglich ist; sie bildet die Grundlage für dessen Ausgestaltung. Es war der britische Biochemiker und spätere zweifache Nobelpreisträger Frederick Sanger, dem es 1977 erstmals gelang, die genaue Abfolge der Erbgut-Bausteine eines ganzen Organismus zu bestimmen. Er entzifferte den genetischen Code eines Virus aus 5386 Bausteinen. Seither wurde das Erbgut von mehr als 50 000 Lebewesen sequenziert, im Jahr 2003 auch das des Menschen mit seinen drei Milliarden Bausteinen. In der Tradition von Sanger wird bis heute in Großbritannien viel sequenziert. So wurden dort bisher etwa 60-mal so viele Virusproben von Corona-Infizierten entziffert wie in Deutschland. Deshalb wissen die britischen Behörden anders als die deutschen sehr genau, wie stark sich die neue, offenbar besonders infektiöse Sars-CoV-2-Variante namens B.1.1.7 schon ausgebreitet hat.

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