Aktuelles Lexikon:Eiszeit

Über die Klimaperiode, in der wir uns nicht nur politisch befinden.

Von Marlene Weiß

Wenn Bundeskanzler Olaf Scholz im Verhältnis zwischen Russland und Deutschland eine Eiszeit aufziehen sieht, lässt das aus geowissenschaftlicher Sicht nichts Gutes für die Beziehungen der Staaten ahnen. Zwar ist der Begriff "Eiszeit" unter Experten unüblich. Aber umgangssprachlich wird darunter meist das verstanden, was in der Fachsprache eher "Kaltzeit" heißt. Die letzte solche Kaltzeit der Erde, in Europa je nach Region auch als Würm- oder Weichselkaltzeit bekannt, trat am Ende des Pleistozäns auf und dauerte rund 100 000 Jahre. Zum Zeitpunkt der maximalen Vereisung vor etwa 20 000 Jahren war Nordeuropa weitgehend von einem Eisschild bedeckt, die Gletscher reichten bis südlich von Berlin. Die Temperatur lag rund sechs Grad unter dem heutigen Niveau, der Meeresspiegel etwa 120 Meter tiefer. Auf diese unwirtliche Periode folgte das bis heute andauernde Holozän, eine Warmzeit, wobei sich der Mensch gerade eifrig bemüht, es zur Heißzeit zu machen. Wir befinden uns aber immer noch in einem Eiszeitalter, dem Quartär, das seit 2,6 Millionen Jahren andauert. Eine solche Periode zeichnet sich dadurch aus, dass beide Pole der Erde permanent von Eis bedeckt sind. Innerhalb dieser Zeit haben sich Kalt- und Warmzeiten stets abgewechselt, wobei ein Zyklus anfangs rund 40 000 Jahre, später etwa 100 000 Jahre dauerte.

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