Aktuelles Lexikon:Atlantik-Charta

Sie war der ethische Gegenentwurf zum inhumanen Nazi-Deutschland und wurde zu einem Gründungsdokument der Vereinten Nationen.

Von Joachim Käppner

An einem nebeligen Morgen im August des Jahres 1941 traf das britische Schlachtschiff HMS Prince of Wales in der Bucht vor Placentia ein, an Bord hatte es einen besonderen Gast: Winston Churchill, den unbeugsamen Widersacher Hitler-Deutschlands. Hier in Neufundland an der kanadischen Ostküste traf er den US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, der zwar ein Bruder im Geiste, aber nicht in Waffen war. Die USA halfen den Briten, standen aber noch nicht im Krieg, noch war die Opposition im Land dagegen zu stark. Die beiden, ihre Entourage und die Besatzungen sangen "Onward, Christian Soldiers, marching as to war", genau dorthin, wo Churchill Roosevelt haben wollte. Das Treffen ging aber in die Geschichte ein durch die gemeinsam deklarierte Atlantik-Charta, die später zu einem Gründungsdokument der Vereinten Nationen wurde und auf dem gesamten Globus Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und das - mit dem britischen Empire schwer vereinbare - Selbstbestimmungsrecht der Völker forderte, sie war der ethische Gegenentwurf zum dunklen und inhumanen Imperium der Nazis. Die Charta weckte "die Hoffnung auf eine bessere Zukunft der Welt". Joe Biden und der britische Premier Boris Johnson haben also in der Wahl ihres Vorbilds sehr hoch gegriffen, wenn sie auf dem G-7-Gipfel eine "neue Atlantik-Charta" vereinbaren wollen - "zum Wohle der Menschheit" und als Gegenentwurf der freien Welt zu den Bedrohungen unserer Zeit.

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