Zum Jahresende:Kein Kartell

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Gruner + Jahr muss die deutsche "National Geographic" stoppen. Eine Verlängerung der Lizenz hätte dem Bundeskartellamt zufolge "den Wettbewerb bei Wissensmagazinen erheblich beeinträchtigt", da der Verlag noch mehrere andere Titel dieses Segments herausgibt.

Von Caspar Busse

Das Bundeskartellamt hat auf dem Markt für Publikumsmagazine ungewöhnlich hart interveniert: Auf Druck der Wettbewerbsbehörde aus Bonn muss der Hamburger Verlag Gruner + Jahr die deutsche Ausgabe von National Geographic stoppen. Die langjährige Lizenz des amerikanischen Wissensmagazins läuft zum Jahresende aus und wird darüber hinaus nicht verlängert. Die seit 1999 monatlich herausgebrachte deutschsprachige Ausgabe hat demnach bei Gruner + Jahr keine Zukunft. Zuletzt wurden von ihr rund 115 000 Exemplare verkauft.

Der Verlag, der zum Bertelsmann-Konzern gehört und Magazine wie Stern, Brigitte und Geo herausbringt, hatte beim Bundeskartellamt einen Antrag auf Verlängerung der Lizenz gestellt, diesen aber Ende Januar zurückgezogen, weil ein Veto drohte. "Nach unserer vorläufigen Einschätzung hätte der erneute Kauf der Lizenz durch Gruner + Jahr den Wettbewerb bei Wissensmagazinen erheblich beeinträchtigt", teilte der Präsident des Amtes, Andreas Mundt, dazu mit. Gruner + Jahr sei unter anderem "der mit Abstand größte Anbieter von populären Wissenszeitschriften in Deutschland", nämlich auch Herausgeber des nach Stück- und Umsatzzahlen größten Wissensmagazins auf dem deutschen Markt, der Zeitschrift Geo.

National Geographic und Geo seien in Deutschland führend und engste Wettbewerber, so die Wettbewerbsbehörde. Zudem werde von Gruner + Jahr auch noch die Zeitschrift P.M. publiziert. Die starke Stellung der Hamburger werde auch nicht durch konkurrierende Internet- oder TV-Angebote kontrolliert, teilte Kartellamts-Chef Mundt weiter mit: "Die Ermittlungen haben gezeigt, dass Internetangebote kein unmittelbares Ersatzangebot für die Leser der klassischen Magazine bieten." Trotz des Auflagenrückgangs der vergangenen Jahre konnten für die verbliebenen Leser sogar kontinuierlich Preiserhöhungen durchgesetzt werden, heißt es. Sollte Gruner + Jahr weiterhin auch National Geographic verlegen, habe der "interessierte Leser" kaum noch die Möglichkeit, auf ein Produkt von einem anderen Anbieter auszuweichen. Das Kartellamt hatte den Markt zuvor grundlegend untersucht.

Bei vielen Publikumsmagazinen sind Auflagen und Anzeigen in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Offen ist derzeit, ob die Lizenz von National Geographic nun von einem deutschen Verlag erworben wird.

© SZ vom 02.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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