Zuckerberg in Berlin:Charmeoffensive

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Gefahr im Anzug? Facebook-Chef Mark Zuckerberg traf auch seine Kritikerin Katarina Barley. (Foto: Photothek/imago)

Der Facebook-Chef versucht in Deutschland, gute Absichten auf höchster Ebene zu demonstrieren.

Von Jannis Brühl

In Berlin herrscht offenbar immer noch der Glaube vor, Unternehmer aus dem Silicon Valley hätten mehr Respekt vor einem, wenn man ihnen in weißen Turnschuhen gegenübertritt. Sowohl Springer-Vorstandsvorsitzender Mathias Döpfner als auch CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer trugen bei ihren Treffen mit Mark Zuckerberg demonstrativ lässiges Schuhwerk. Der Facebook-Chef besuchte die Hauptstadt im Rahmen seiner Charmeoffensive in Deutschland, wo Facebook mit besonders scharfen Drohungen konfrontiert ist, reguliert zu werden. Zuckerberg versucht, mit Manifest-artigen Veröffentlichungen, einem großen Umbau des Konzerns und Treffen auf höchster Ebene den PR-Schaden zu beheben, den der dubiose Umgang mit Nutzerdaten angerichtet hat.

Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) konnte er bei einem Treffen am Montag nicht überzeugen. "Zuckerberg spricht seit einem Jahr viel über die Verantwortung von Facebook für Gesellschaft, Demokratie und die Privatsphäre von mehr als zwei Milliarden Menschen. Zu spüren ist davon wenig", sagte Barley. Die SPD-Spitzenkandidatin für die Europawahl präsentiert sich als strenge Reguliererin der Tech-Wirtschaft.

Am Sonntag hatte Zuckerberg in der FAS geschrieben, er wünsche sich sogar härtere Regeln, um seine Nutzer vor verdeckten Propaganda-Aktionen oder Inhalte, die Terror verherrlichten, zu schützen, und ihre Daten natürlich auch. Im Gespräch mit Kramp-Karrenbauer ging es einem ihrer Mitarbeiter zufolge auch um den "Schutz vor ausländischer Einflussnahme und Chancen künstlicher Intelligenz". Mehr Details sind aus Zuckerbergs Treffen mit Döpfner bekannt. Facebook sendete das einstündige Gespräch als Video. Zuckerberg verriet Döpfner, bei Facebook einen speziellen Bereich für Nachrichten zu planen. Ähnliches gibt es in der App schon für Videos. In der neuen News-Rubrik solle es aber keine reißerischen oder gar erfundene Nachrichten geben, sondern "hochqualitative und vertrauenswürdige". Er gab sich kooperativ: "Wir wollen das nicht in einem Vakuum bauen", sondern mit Verlagen zusammen. Für Zuckerberg wäre es eine weitere Kursänderung in seinem Verhältnis zu den Medien.

Erst 2018 hatte er den Algorithmus des zentralen Nachrichtenstroms der App auf Kosten von Nachrichtenseiten geändert. Die Folge war ein massiver Einbruch bei den Lesern, die über Facebook auf Nachrichtenseiten kamen. Es rächte sich, dass viele von ihnen stark auf die Verbreitung ihrer Artikel und Videos über Facebook gesetzt hatten. Döpfner warnte Zuckerberg, nicht zu beeinflussen, was in der neuen Rubrik auftauchen würde. Facebook dürfe selbst kein Medienunternehmen werden. Für die Beiträge müssten Verlage und Journalisten angemessen bezahlt werden. Als Vorsitzender des Bundes Deutscher Zeitungsverleger war Döpfner eine der treibenden Kräfte hinter der neuen EU-Urheberrechtsreform. Sie zwingt Plattformen wie Facebook neue Regeln für den Umgang mit Artikeln, Liedern und Videos auf.

Zu Zuckerbergs Umarmung der Medien passt, dass Facebook am Dienstag ein Förderprogramm für die Weiterentwicklung digitaler Bezahlmodelle in Deutschland ankündigte. Zwei Millionen Euro will der Konzern dafür 13 Verlagsgruppen geben, um "neue Leserinnen und Leser zu finden und diese stärker an sich zu binden". Unter anderem nehmen teil: Rheinische Post Digital, Funke, MHS Digital, Mediengruppe Straubinger Tagblatt/Landshuter Zeitung, Nordbayern Infonet und Ippen Digital. Google unterhält mit der "Digital News Initiative" ein ähnliches Programm, jedoch nicht nur für lokale Medien.

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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